Auch im Film "Die Hexen von Eastwick" aus dem Jahr 1987 rächen sich die drei leidenschaftlich und vorwiegend an Männern. Ein Bild, das noch immer nicht in die Jahre gekommen ist.

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Es scheint recht einfach für Florian Teichtmeister gewesen zu sein, sein berufliches und wohl auch privates Umfeld davon zu überzeugen, dass seine Ex-Freundin ihn nur aus Rache angezeigt habe – eine Anzeige, die die Ermittlungen gegen den erfolgreichen Schauspieler ins Rollen brachte. Nun muss sich Teichtmeister wegen Besitzes von Kindermissbrauchsdarstellungen Anfang Februar vor Gericht verantworten.

Teichtmeister hat seine Arbeitgeber:innen, etwa das Burgtheater, offenbar auf vielen Ebenen belogen. Ein Teil war die Geschichte über eine "Vendetta" seiner Ex-Freundin. Es wirkt angesichts der abertausenden Darstellungen von Gewalt an Kindern, die auf Teichtmeisters Laptops gefunden wurden, wie ein Nebenschauplatz. Doch dass jemand so erfolgreich die Erzählung der rachsüchtigen Ex bedienen kann, ist ein Aspekt, der für das gesamte Bild wichtig ist.

Aussage gegen Aussage

Zumal diese Frau alles ins Rollen brachte. Auf die Anzeige von Teichtmeisters Ex-Freundin hin gab es Ermittlungen wegen des Verdachts der fortgesetzten Gewaltausübung gegenüber ihr und wegen des Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz. Das gefundene Kokain wurde aber nur zur Deckung des Eigenbedarfs eingestuft, und auch die Ermittlungen zum Vorwurf der Gewalt wurden eingestellt. Dank eines Hinweises von ihr konnte aber die unfassbare Menge von 58.000 Abbildungen von Kindesmissbrauch auf Notebooks von Teichtmeister entdeckt werden.

Im Zuge des Teichtmeister-Falles wurden nun auch Vorwürfe gegen einen zweiten österreichischen Schauspieler wieder laut (DER STANDARD berichtete). Wieder sind es schon lange kursierende Gerüchte, diesmal über sexuelle Belästigung durch den Schauspieler. Doch bisher gibt es noch keine Betroffene, die sich öffentlich hinstellt und sagt, was genau gewesen ist.

Glaubwürdigkeitshierarchie

Eine Bestätigung dafür, dass nichts dran ist? Oder dafür, dass Menschen, die Vorwürfe zu Gewalt und Übergriffen erheben, schnell einmal vorgeworfen wird zu lügen, alles zu erfinden? Theoretisch ist beides möglich. Allerdings könnte man sich anhand von Statistiken zu sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen einfach mal überlegen, wie man mit solchen Vorwürfen umgeht: Laut Umfragen geben 74,2 Prozent der befragten Frauen an, im Laufe ihres Erwachsenenlebens sexuell belästigt worden zu sein. Und eine Prävalenzstudie der Statistik Austria zeigte, dass jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich ab dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.

Respekt vor jenen, die reden

Warum werden also Vorwürfe, die Frauen erheben, nach wie vor gerne leichtfertig als reine Erfindung abgetan? Womöglich, weil den Worten eines Mannes, noch dazu eines allseits beliebten und prominenten Mannes, nach wie vor mehr Gewicht eingeräumt wird. Eine gleichwertige Bewertung der Aussagen wird selten getroffen.

Mit der Forderung, Vorwürfe ernster zu nehmen, wird immer wieder suggeriert, man wolle gleich die Unschuldsvermutung abschaffen. Das ist Unsinn, denn natürlich ist beides möglich: keine Vorverurteilung und ein respektvoller Umgang mit jenen, die Vorwürfe erheben, die Anzeigen erstatten, die reden. Wie wichtig diese Menschen in vielen Fällen sind, das hat die frühere Lebensgefährtin von Florian Teichtmeister gezeigt. (Beate Hausbichler, 17.1.2023)