Will man Teil der kommenden KI-Welt sein, sollte man keine Angst vor neuen Technologien und Umstellungen im gewohnten Arbeitsprozess haben.

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Neue Technologien haben speziell in den letzten Jahrzehnten große Bereiche des Arbeitsmarkts stark verändert. Konnte man früher mit einem Telefon vor allem jemanden anrufen, ersetzt ein Smartphone mittlerweile in vielen Bereichen einen PC. Allein durch die Pandemie hat sich hybrides Arbeiten dermaßen durchgesetzt, dass kaum noch eine Firma diese Transformation ignorieren kann.

Neue Jobs, neue Anforderungen

In diesem Jahr wird wohl vor allem das Thema künstliche Intelligenz (KI) die Spekulationen befeuern, wie der Arbeitsmarkt von morgen aussehen könnte. Zugespitzter gefragt, welche Jobs könnten durch künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren verschwinden und welche neuen Jobs entstehen? In diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig: Welche Fähigkeiten sollte man als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer mitbringen, um in diesem Markt bestehen zu können?

Bevor Menschen diese Fragen beantworten dürfen, soll die derzeit so populäre KI Chat GPT Antworten liefern.

"In den kommenden Jahren werden vor allem Jobs in Bereichen wie Dateneingabe, -verarbeitung und -analyse von künstlicher Intelligenz übernommen werden. Auch in manuellen Tätigkeiten wie Wartung und Produktion kann KI eingesetzt werden. Neue Jobs werden in Bereichen entstehen, in denen KI eingesetzt wird, wie zum Beispiel in der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen, in der Datenanalyse und -interpretation sowie im KI-Ethik und -Governance. Arbeitskräfte sollten sich daher auf Skills wie Datenanalyse und -interpretation, Programmierung, Projektmanagement und KI-Ethik konzentrieren, um für diese neuen Jobs qualifiziert zu sein. Es ist auch wichtig, sich weiterzubilden und auf dem neuesten Stand der Technologie zu bleiben, um die sich ständig verändernden Anforderungen der Arbeitswelt zu erfüllen."

Die Trends

Manchmal kann man den Eindruck bekommen, KI könnte bald zahlreiche Jobs ablösen – egal ob das Schreiben von Texten oder von Programmcode, aber auch das Zeichnen von Bildern und Kunstwerken. Wichtig anzumerken ist jedoch, dass es aktuell noch eine menschliche Hand benötigt, die der KI eine Richtung vorgeben muss. Wie auch Chat GPT richtig erkennt, werden vor allem Aufgaben mit simpler Struktur beziehungsweise sich wiederholende Aufgaben in KI-Hände wandern. Das Eingeben von Daten, deren Verarbeitung oder auch Analyse – was ja zum Teil jetzt schon computergestützt funktioniert. Diesen Weg kreativ zu begleiten und zu optimieren beziehungsweise den Fokus auf Problemlösungen zu legen wird weiterhin den Menschen vorbehalten sein.

In einem Bericht von "Forbes" werden einige der potenziellen Jobprofile angesprochen. Forschungswissenschafter etwa, der sich eben genau damit beschäftigt, was aktuell mit KI funktioniert und was nicht. Auch das Entwickeln eines neuen Algorithmus kann die Aufgabe sein. Generell geht es darum, die KI noch besser zu machen und mit diesem Jobprofil beispielsweise in einer Research&Development-Abteilung sein Wissen einzusetzen.

Weitere technische Berufe sind etwa Software Engineer oder Data Analyst, die beide in diesem Feld stark gebraucht werden. Alternativen mit einem weniger starken technischen Background könnten KI-Beraterinnen sein, die Firmen auf ihrem Weg helfen, KI in Arbeitsprozesse passend einzuplanen. Ein grundsätzliches Verständnis, was KI ist und wie sie funktioniert, ist aber auch hier Voraussetzung.

Fähigkeiten von morgen

KI ist ganz offensichtlich ein von Technologie getriebenes Feld, das heißt Vorwissen und Interesse auf diesem Gebiet ist die Säule, um beruflich Fuß fassen zu können. Im Idealfall bringt man Wissen im Bereich KI mit und zusätzlich aus einem Feld, das von KI profitieren kann, um etwa aktuelle Problemstellungen zu kennen. Laut Alex Pfeiffer, Leitung Emergent Technologies Lab Donau Uni Krems, sollte eine solide Ausbildung in Mathematik und Informatik die Basis sein – statistisches Lernverhalten etwa oder auch maschinelles Lernen. "Dazu klassische 21st-Century-Skills, etwa Problemlösefähigkeit und Ähnliches", erklärt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Pfeiffer sieht parallel dazu die Notwendigkeit von "KI-Übersetzern". Diese seien als Vermittler zwischen KI-Systemen und den menschlichen Nutzern nötig, um KI für Menschen "verständlicher und nutzbarer" zu machen. Auch könne KI die Kommunikation zwischen verschiedenen Berufsgruppen verbessern, ist sich der Experte sicher.

Als Beispiel nennt Pfeiffer etwa die Marketingbranche. Ein Marketingmanager könne mit Hilfe von "generativer Design-KI" automatisch eine Vielzahl von Designoptionen erstellen lassen, die dann von einem Grafiker überarbeitet und angepasst werden können. Das könne Zeit und Ressourcen sparen und ermögliche so dem Marketingmanager, schneller auf die Anforderungen des Unternehmens zu reagieren.

Auch in der Finanzbranche könnten bald KI-Modelle zur Vorhersage von Aktienpreisen oder der Kreditwürdigkeit von Kunden herhalten. Massiv ändern würde sich auch die Bildungsbranche. "Da müssen wir uns einiges einfallen lassen und die KI-Komponenten sinnvoll in unseren Alltag integrieren." Es brauche auf jeden Fall hier sehr gute Schulungen für alle Personen im Bildungswesen.

Viele Bereiche, auch die Schulbildung, werden den KI-Boom zu spüren bekommen. Eine gute Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer wird damit noch wichtiger.
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Terminator nicht in Sicht

Die Begleitung durch Menschen wird wohl auch in den nächsten Jahren von großer Wichtigkeit sein, wenn es um KI-generierte Inhalte geht. Dies liegt laut Experten daran, dass KI-Systeme, genau wie Menschen, Fehler machen und selbstverständlich einen Bias aufweisen können. "Eine der größten Herausforderungen bei der Verwendung von KI-Systemen besteht darin, sicherzustellen, dass die generierten Inhalte fair, gerecht und ethisch korrekt sind", sagt Pfeiffer.

Zum Beispiel kann ein KI-System, das auf historischen Daten trainiert wurde, die sich auf bestimmte ethnische Gruppen oder Geschlechter beziehen, einen Bias aufweisen, der sich auf die generierten Inhalte auswirkt. Auch Missverständnisse bei der Texteingabe und Softwarefehler können zu Problemen führen. Zum Beispiel kann ein KI-System, das auf bestimmte Texteingaben trainiert wurde, unerwartete oder unerwünschte Ergebnisse liefern, wenn es mit anderen Texteingaben konfrontiert wird.

Auf die Frage, welche KI denn aktuell am beeindruckensten sei, antwortet Pfeiffer: "Open-AI-Applikationen und besonders jene, die noch in Arbeit und nicht öffentlich zugänglich sind". Schon von 2016 bis 2019 konnte die nach dem Spiel bekannte "Dota 2 AI" 10.000 Jahre Spielzeit simulieren, die sie mit Matches gegen sich selbst verbrachte. Das Ergebnis war beeindruckend. Die KI erreichte Expertenstatus und konnte sogar als erste KI in einem E-Sport-Titel das Weltmeisterteam im besagten Spiel schlagen.

2019 gewinnt eine KI erstmals in einem komplexen Computerspiel gegen den Weltmeister. Open AI war damit die erste KI, die einen Topspieler in einem E-Sport-Game besiegte.
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Für den KI-Forscher Alexiei Dingli von der Universität Malta sind Programme wie GPT-3, Midjourney oder Alphafold noch weit entfernt davon perfekt zu sein, ihn aber beeindrucke das beispiellose Niveau, das diese KIs bereits erreicht haben. Auch Dingli geht davon aus, dass der Mensch die nächste Zeit noch begleitend in Prozesse eingreifen muss. "Wenn diese KI-Systeme sich noch weiterentwickeln, dann werden sie allerdings zunehmend autonom arbeiten", ist er überzeugt.

Umdenken

Angst gegenüber dieser heuer wohl erstmals flächendeckend über alle Branchen geführten KI-Diskussion soll man laut Dingli nicht haben. Es hätte immer wieder solche Umbrüche gegeben, die eine neue Herangehensweise an Dinge erfordert hätten. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat zu diesem Thema erst vor wenigen Tagen einen Text veröffentlicht. Im Zusammenhang mit der Text-KI Chat GPT müsse man über die neuen Möglichkeiten und die Art des Denkens und Schreibens nachdenken.

"Wir werden die Art von Gesprächen und Verhandlungen mit Studenten führen müssen, die wir bei der Einführung von Wikipedia, anderen Internet-Recherchequellen, Grammatik- und Rechtschreibprüfungen und anderen Hilfsmitteln zum Recherchieren und Schreiben hatten." Die Umstellung habe ein "gutes Stück Unterrichtszeit" in Anspruch genommen. Danach sei aber eine effizientere und produktivere Vorgehensweise das Ergebnis gewesen. Diesen Effekt erwarte man sich auch diesmal. (aam, 16.1.2023)