Milletich klagte, um zu beruhigen, das ist nicht aufgegangen.

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ÖFB-Präsident Gerhard Milletich hat ein klassisches Eigentor geschossen. Es fiel am Montagnachmittag im Saal 312 des Landesgerichts für Strafsachen in Wien. Richter Hartwig Handsur hatte Milletichs Klage auf Gegendarstellung im "Kurier" abgewiesen. Begründung: Sie sei nicht ausreichend gewesen, habe sich nur auf ein Detail bezogen. Handsur betonte, es sei ein Medienprozess gewesen.

Die Vorgeschichte: Der "Kurier" hatte Ende Oktober 2022 in einem Artikel Milletich vorgeworfen (online und Print), er benütze sein ehrenamtliches Amt dazu, Geschäfte für seine eigenen Verlagsprodukte zu machen, Inserate von ÖFB-Sponsoren zu keilen. Im Artikel hieß es: "Vier der sieben angesprochenen ÖFB-Sponsoren haben laut eigenen Angaben jedenfalls keine langjährigen Geschäftsbeziehungen mit Milletichs Verlag. Zum Teil geben sie an, vor dessen Präsidentschaft noch nie mit ihm zu tun gehabt zu haben." Milletich selbst bestritt das immer, auch am Montag.

Die Klage musste er einbringen, nicht zuletzt um seine Präsidiumskollegen und die Öffentlichkeit zu beruhigen, was eher nicht gelang. Moral war in diesem Verfahren nur ein Randthema, auch Schuld und Unschuld standen nicht zur Debatte. Milletich, seit Oktober 2021 ÖFB-Boss, war Zeuge der Anklage. Die Verteidigung lud den oberösterreichischen Verbandspräsidenten Gerhard Götschhofer und den Journalisten Andreas Heidenreich, den Verfasser des Artikels, vor.

Der Zeuge Götschhofer

Heidenreich berief sich großteils aufs Redaktionsgeheimnis. Götschhofer und Milletich würdigten einander keines Blickes. Götschhofer sagte, er habe nach Erscheinen des Artikels ("News" berichtete zehn Tage davor, ohne Echo) selbst recherchiert und dabei den Eindruck gewonnen, das Vorgehen des Präsidenten sei zumindest fragwürdig gewesen. Genannt wurden die Firmen Uniqa, Geomix, Admiral, Stiegl und Tipp 3. Das Ganze hatte den Charme eines heiteren Bezirksgerichts, wobei die Causa nicht lustig ist.

Wie es nun weitergeht? Die unabhängige Ethikkommission der Bundesliga untersucht die Anschuldigungen gegen Milletich, ein Ergebnis ist Ende Jänner zu erwarten. Es geht nicht um strafrechtliche Dinge, sondern darum, ob Milletich ein würdiger Präsident ist oder sein kann, der dem Fußballbund nützt, nicht schadet.

Anfang Februar ist eine Präsidiumssitzung angesetzt. Es könnte die letzte für den 66-jährigen Burgenländer Milletich sein. Die Zweifel sind nach Abweisung der Klage gewachsen. Irgendwann ist im Fußball immer Abpfiff. Die Verhandlung hat übrigens 90 Minuten gedauert. Milletichs Anwalt erbat Bedenkzeit bezüglich einer möglichen Berufung.

Bereits am Dienstag hätte noch einmal verhandelt werden sollen. Am Montag ging es um Online, Print stand noch aus. Beim "Kurier" sind das zwei verschiedene Firmen. Der Artikel ist genau der gleiche, auch die Zeugen wären ident. Nur der Richter wäre ein anderer. Es kam allerdings nicht zur Verlängerung. Milletich zog den Antrag gegen Print zurück. (Christian Hackl, 16.1.2023)