Ein Programm, das wie von Zauberhand Texte verfasst, die auch noch so klingen, als wären sie von einem Menschen geschrieben, oder komplizierte Mathegleichungen binnen Minuten löst. Für Schülerinnen und Schüler kann es verlockend sein, von der künstlichen Intelligenz Chat GPT die Hausübung oder das Referat erstellen zu lassen.

Das Tool sei ein Nährboden für Schummeln, verhindere kritisches Denken und wirke sich negativ auf den Lernprozess aus, sagen Kritikerinnen und Kritiker. In New York und Los Angeles wurde es deshalb in Schulen verboten. Eine sehr kurz gegriffene Entscheidung. Immerhin kann so trotzdem nicht verhindert werden, dass Jugendliche das Programm nutzen. Mitunter wird es sogar interessanter, wenn es verboten ist. Und Schummeln ist in der Schule bei weitem kein neues Problem.

In der Schule könnte der medienkompetente Umgang mit künstlicher Intelligenz wie Chat GPT gelernt werden.
Foto: imago/photothek/Thomas Trutschel

Umgang mit KI lernen

Hierzulande halten die Lehrenden, aber auch das Bildungsministerium nichts von einem Verbot. Und das ist gut so. Schulen und Hochschulen dürfen sich vor künstlicher Intelligenz (KI) nicht verschließen. Immerhin sind solche neuen Technologien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – und werden in Zukunft noch relevanter werden.

Da ist es wichtig, dass Jugendliche so früh wie möglich lernen, wie sie richtig damit umgehen. Denn so klug, wie der Chatbot wirkt, ist er oft noch gar nicht. Vor allem, wenn es kompliziert wird. Dann verfasst Chat GPT mitunter Fake News, erfindet Studien, die gar nie durchgeführt wurden, oder schreibt tendenziös. Immerhin ist er auch nur so schlau wie die Daten, mit denen er gefüttert wird. Die reichen bisher außerdem nur bis zum Jahr 2021.

Medienkompetenz

Schülerinnen und Schüler sollten daher so medienkompetent geschult sein, Falschinformationen zu erkennen und Quellen zu prüfen. In der Realität werden die Informationen, die die KI sammelt, gern noch unhinterfragt übernommen. Die Jugendlichen erwerben im Umgang mit Chat GPT nicht nur Recherchekompetenzen, sondern im besten Fall auch Skills, mit welchen Fragen man einen Chatbot am besten füttert, um auch passende, richtige Antworten zu erhalten. In etlichen Berufen, die künftig vermehrt von solchen Bots unterstützt werden, sind solche Fähigkeiten nicht zu unterschätzen.

Auch Lehrende sollten über die Möglichkeiten und Grenzen des Programms ausreichend informiert sein. Und wissen, wie sie automatisierte Aufgaben erkennen. So tanzen ihnen die Schülerinnen und Schüler nicht auf der Nase herum, weil sie glauben, die Boomer hätten sowieso keine Ahnung.

Chancen für einen modernen Unterricht

Ebenso könnte ihnen das Programm Routineaufgaben abnehmen und damit die Vorbereitungszeit für den Unterricht verkürzen. In der Zeit, die sie dadurch gewinnen, könnten sie sich zum Beispiel auch mehr den Schülerinnen und Schülern widmen.

Chat GPT birgt eine große Chance für moderneren Unterricht. Auch trotz Google und Wikipedia ist Faktenwissen weiterhin relevant geblieben. Aber es sollte nicht das Ziel von Schule sein, nur viele Informationen in Hirne hineinzupressen und sie abzuprüfen. Viel wichtiger ist heute, das Wissen zu verstehen und einzuordnen. Das wird der Mensch auch in den nächsten Jahren deutlich besser beherrschen als die Maschine.

Genau hier sollten Lehrpläne stärker ansetzen und Lehrende ihre Aufgaben und Prüfungsformate überarbeiten – vielleicht sogar mithilfe von Chat GPT? (Selina Thaler, 18.1.2023)