Der Schaden durch die Corona-Lockdowns ist für viele Betriebe noch nicht ausgestanden.

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Wien – Die finanziellen Folgen der Corona-Lockdowns sind noch nicht verdaut, schon kiefeln Klein- und Mittelbetriebe (KMU) an Teuerung, höheren Mieten und Transportkosten sowie der Energiekrise. Wiewohl eine tiefschürfende Rezession allem Anschein nach ausbleiben dürfte: Das gedämpfte Wirtschaftswachstum setzt den tragenden Säulen der heimischen Wirtschaft zu.

Eine vorige Woche durchgeführte Umfrage des auf KMU-Finanzierung spezialisierten Beraters Finanzombudsteam unter 743 KMUs aus den Branchen Handel, Gastronomie und Hotellerie ergab ein durchwachsenes Bild für die nahe Zukunft. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen wurde dank der besser als erwartet ausgefallenen Umsätze in den Monaten November und Dezember ins Jahr 2023 hinübergerettet.

Die massiven, von Energie getriebenen Kostensteigerungen vermochten das starke Schlussquartal allerdings nicht zu kompensieren. Zwar erfreuten vitale Konsumnachfrage im Einzelhandel und gute Buchungslage in Gaststätten und Beherbergungsbetrieben, unterm Strich blieb oft trotzdem kein Gewinn, und die Liquiditätslage bleibt angespannt. Lediglich zwölf Prozent der Unternehmen gaben an – gemessen am Umsatz –, zehn Prozent oder mehr Cash auf ihrem Betriebskonto zu haben.

Auf dem Trockenen

Mehr als die Hälfte hätten versucht, weitere Kredite aufzunehmen, um laufende Betriebsausgaben vorfinanzieren zu können, sagt Gerald Zmuegg von Finanzombudsteam. Das Ergebnis: ernüchternd. Lediglich acht Unternehmen sei eine Aufstockung bestehender Betriebsmittelkredite gelungen, ohne zusätzliche Sicherheiten beibringen zu müssen. Immerhin 27 hätten dies mithilfe von Garantien geschafft, die seitens regionaler Förderstellen wie der von Wirtschaftskammer und Stadt Wien gestützten WKBG oder ihres niederösterreichischen Pendants Nöbeg bereitgestellt wurden.

Eigenmittelbedarf

Als zusätzliches Hindernis sieht der ehemalige Banker Zmuegg die von Banken verlangten zusätzlichen Eigenmittelerfordernisse. Anstatt Nachsicht bei jenen walten zu lassen, die vor der Pandemie noch 20 bis 25 Prozent Eigenmittel und nun ein gutes Schlussquartal aufwiesen, bekämen diese Prügel zwischen die Füße. So werde es verunmöglicht, die Corona-bedingt angehäuften Schulden abzutragen.

Selbst auf den Mittelstand spezialisierte Regionalbanken verlangten inzwischen zwölf bis 15 Prozent Eigenmittelanteil für Kredite. Das ist deutlich mehr als das Minimum gemäß Unternehmensreorganisationsgesetz, das unverändert acht Prozent beträgt. Anstatt weitere Energiehilfen aufzusetzen, die letztlich verpufften, aber die Inflation anheizten, weil die hohe Energiepreise, Beschaffungs- und Arbeitskosten weitergegeben werden müssen, brauche es leistbare Zwischenfinanzierungen

Temporär Eigenmittelhilfe

Helfen könnte auch eine temporäre Herabsetzung des Eigenmittel-Mindesterfordernisses, appelliert Zmuegg an die Politik und Finanzaufsicht. Da die Haupteinnahmequelle der Kreditinstitute, die Immobilienkredite, erodierten, könnten Unternehmenskredite diese Lücke schließen. Allerdings erhöhe der Einbruch bei Hypothekenkrediten den Ertragsdruck für die Banken, was wiederum zur Anhebung der Kreditaufschläge führen werde, sagt Zmuegg. (Luise Ungerboeck, 18.1.2023)