Menschen halten Transparente mit der Aufschrift "Alle unschuldig. Falsches Urteil", nachdem das Oberste Gericht in Tokio das Urteil gegen ehemalige Führungskräfte der Tokyo Electric Power Company (TEPCO) aufrechterhielt.

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Tokio – Zwölf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat das Oberste Gericht in Japan den Freispruch von drei Ex-Managern des Kraftwerksbetreibers Tepco bestätigt.

Der ehemalige Tepco-Vorsitzende Tsunehisa Katsumata (82) und die ehemaligen Führungskräfte Sakae Muto (72) und Ichiro Takekuro (77) wurden vom Bezirksgericht Tokio im Jahr 2019 für nicht schuldig befunden.

Das Oberste Gericht bestätigte nun die Bewertung der Vorinstanz, dass den Tepco-Managern im Zusammenhang mit dem Unglück kein Fehlverhalten vorgeworfen werden könne. Die Tepco-Manager hätten demnach nicht voraussehen können, dass ein Tsunami mit Wellen von mehr als zehn Metern das Kraftwerk treffen und beschädigen könnte.

Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986. Infolge des Tsunamis starben etwa 18.500 Menschen.

Katastrophe indirekt für Todesfälle verantwortlich

Durch die Atomkatastrophe selbst kam am Tag des Unglücks niemand ums Leben. Indirekt ist sie nach Ansicht der japanischen Behörden jedoch für Tausende Todesfälle verantwortlich. Diese seien auf die Verschlechterung der Lebensbedingungen der vielen aus der Region umgesiedelten Menschen zurückzuführen. Durch das Atomunglück wurden Teile der Umgebung des Kraftwerks unbewohnbar, der Rückbau der Reaktoren wird laut Schätzungen bis zu 40 Jahre dauern.

Bereits der Freispruch für die drei ehemaligen Tepco-Manager im Jahr 2019 hatte vor allem bei ehemaligen Bewohnern der Region um das Atomkraftwerk für Empörung gesorgt. In einem Zivilprozess wurden die drei Männer und ein weiterer Tepco-Manager hingegen im vergangenen Jahr zu einer hohen Milliardenzahlung verurteilt.

Anwälten zufolge handelte es sich dabei um die höchste Entschädigung, die jemals in einem Zivilprozess in Japan zugesprochen wurde. Die Summe sei jedoch symbolischer Natur, da der Betrag die finanziellen Möglichkeiten der Beklagten weit übersteige.

Bei einer strafrechtlichen Verurteilung hätten den Managern Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren gedroht. Die Anklage hatte ihnen eine Mitverantwortung für den Tod von 44 Patienten eines nahe dem Akw gelegenen Krankenhauses zur Last gelegt, die nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima verlegt werden mussten. (APA, Reuters, red, 18.1.2023)