Maria Ressa nach dem Freispruch vor dem Gerichtsgebäude.

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Sichtlich bewegt zeigte sich Maria Ressa am Mittwoch vor dem Berufungsgericht in Manila. "Heute haben Fakten gewonnen, hat die Wahrheit gewonnen, hat die Gerechtigkeit gewonnen", kommentierte die 59-Jährige ihren Freispruch. Steuerbetrug wurden Ressa und der von ihr gegründeten Nachrichtenwebseite Rappler vorgeworfen. Doch von Anfang an war ihr und vielen Beobachtern klar, dass die Anklage politisch motiviert war.

Die Investigativjournalistin hatte sich mächtige Feinde geschaffen, mächtiger ging es auf den Philippinen kaum noch. Rodrigo Duterte, Präsident von 2016 bis 2022, hatte es auf sie abgesehen, weil sie vor allem seinen brutalen "Krieg gegen Drogen" inklusive Todesschwadronen kritisierte. Auch Ressa selbst drohte Duterte einmal unverhohlen, dass Journalisten "von Ermordungen nicht ausgenommen sind".

Nicht ausreichend Beweise vorgelegt

Nicht verwunderlich also, dass Ressa und Rappler seit 2017 dutzendfach verklagt wurden. Den Vorwurf des Steuerbetrugs hat nun das Berufungsgericht einkassiert, weil einfach nicht ausreichend Beweise dafür vorgelegt wurden. Doch weitere Gänge vor Gericht stehen noch bevor. Unter anderem kämpft Ressa in Berufung gegen einen Schuldspruch wegen Verleumdung.

Doch die bekennende Lesbe Ressa ist eine Kämpfernatur, wie sie schon oft bewiesen hat. "Man kann sich nicht wegducken, wenn es wichtig ist", sagte die Philippinin, die auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, einst der Süddeutschen Zeitung.

Mit neun Jahren zog Ressa mit ihrer Familie in die USA. Nach ihrem Englisch-Abschluss in Princeton kehrte sie zurück, um den Mächtigen, den Kriminellen und vor allem den mächtigen Kriminellen auf die Finger zu klopfen. Ihre journalistische Karriere startete sie bei CNN International, später wechselte sie zum philippinischen Medienriesen ABS-CBN. 2012 hob sie mit Kollegen Rappler aus der digitalen Taufe.

Drohungen im Internet

Das Leben als Investigativjournalistin auf den Philippinen ist hart, das zeigt nicht nur Platz 147 von 180 Ländern in der globalen Rangliste der Pressefreiheit. Immer wieder erhielt Ressa via soziale Netzwerke auch Drohungen à la "Hängt sie" oder "Köpft sie".

Auf der anderen Seite wurde Ressa mit allerhöchsten Ehrungen fast schon überschüttet. In ihrer Vita stehen unter anderem der Golden Pen of Freedom Award, der Tucholsky-Preis, die Person des Jahres 2018 des Time-Magazins und – als Höhepunkt – 2021 der Friedensnobelpreis. (Kim Son Hoang, 18.1.2023)