Auf Gas wird man noch längere Zeit nicht verzichten können, ein Fund in Oberösterreich könnte die Versorgungssicherheit erhöhen. Umweltschützer befürchten negative Auswirkungen.

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Wien – Noch ist alles andere als fix, dass die Betreiberfirma ADX Energy bei der geplanten Probebohrung am Rande des Nationalparks Kalkalpen tatsächlich auf Gas stößt. Reinhard Sachsenhofer, der den Lehrstuhl für Erdölgeologie an der Montanuniversität Leoben innehat, schätzt die Wahrscheinlichkeit auf "null bis 20 Prozent", dass man dort tatsächlich auf Gas stößt, wie er am Dienstag in der ZiB 2 sagte.

Es habe in der Vergangenheit zwar Hinweise auf Kohlenwasserstoffe in der Region gegeben, etwa durch eine 1987 von der OMV weiter südlich vom jetzigen ins Auge gefassten Standort durchgeführte Bohrung. Dort sei man in etwa 3.300 Meter Tiefe auf Gas gestoßen. Dieses Gas zu fördern sei aber damals nicht wirtschaftlich gewesen und sei es heute auch nicht. Ein kommerzieller Fund stehe also noch aus.

22 Milliarden Kubikmeter

Nach Abschluss der Probebohrung werde man wissen, ob es dort, wie vermutet, tatsächlich Gas gibt. Um die Menge an Gas abschätzen zu können, die sich in der Lagerstätte befindet, sei dann eine zweite und möglicherweise auch dritte Bohrung notwendig, sagte Sachsenhofer.

Für ADX, ein in Australien und Deutschland börsennotiertes, auf die Suche und die Förderung von Öl und Gas spezialisiertes Unternehmen, wäre Molln in Oberösterreich das erste Gasprojekt. Und was für eines. ADX vermutet in den Kalkalpen in rund 2.000 Meter Tiefe nicht weniger als 22 Milliarden Kubikmeter Gas. Das wäre dreimal so viel, wie der Jahresverbrauch von ganz Österreich ausmacht.

Mehr Gas aus Österreich

Die Österreich-Tochter ADX VIE GmbH hat 2019 Assets der RAG (Renewables and Gas, früher Rohöl-aufsuchungsgesellschaft) übernommen, die sich seither auf den Betrieb und die Servicierung von Gasspeichern spezialisiert hat. Haupteigentümer der RAG ist die EVN (50,03 Prozent). Weitere Anteile halten die deutsche Uniper (29,98 Prozent), die Energie Steiermark und die Salzburg AG (jeweils 10,00 Prozent). RAG könnte, wie Experten meinen, im Auftrag von ADX auch die Bohrungen in Molln vorantreiben, nachdem das Unternehmen schon bei der Bohrplatzsuche behilflich gewesen ist.

Der Fund wäre, sollte sich das Volumen bestätigen, einer der größten in den vergangenen Jahrzehnten in Österreich. Derzeit beläuft sich die Inlandsförderung bei Erdgas auf etwas über 600.000 Kubikmeter pro Jahr, das entspricht in etwas acht Prozent des Jahresbedarfs von rund acht Milliarden Kubikmeter.

Wenig Flächenverbrauch

Ab wann eine Gasförderung wirtschaftlich betrieben werden könne? Geologe Sachsenhofer machte in der ZiB 2 einen Vergleich: "Das größte Gasfeld in Oberösterreich hat 4,3 Milliarden Kubikmeter – und es werden deutlich kleinere Felder ökonomisch gefördert." Abhängig davon, wie durchlässig das Gestein sei und wie rasch das Gas zur Bohrung fließe, könne das Feld in einem Zeitraum von zehn bis 30 Jahren ausgebeutet werden. Letztlich hänge es auch von der Strategie des Unternehmens ab, meinte Sachsenhofer.

Der Geschäftsführer von ADX Österreich, Alan Reingruber, stellt den Eingriff in die Natur jedenfalls als gering dar. Für die Erdgasförderung werde man nur eine Fläche von 2000 Quadratmetern benötigen, "und dort stehen zwei, drei Container, das ist es", sagte Reingruber im ORF. Geologe Sachsenhofer spricht von einem "minimalinvasiven Eingriff". (Günther Strobl, 19.1.2023)