Viele Menschen fühlen sich laut Kickl von den Klimaprotesten gestört.

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Gleich zu Beginn des Interviews am Mittwochabend konfrontierte "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl mit einem Social-Media-Posting des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp. Er hielt einen ausgedruckten Zettel hoch und fragte: "Warum pinkelt da wer auf einen Klimaaktivisten?" Das Bild wurde von Nepp vergangene Woche auf Facebook geteilt. Es zeigt zwei Männchen. Eines sitzt mit den Händen auf der Straße angeklebt auf dem Boden, während das andere davor steht und auf den Kopf des Sitzenden uriniert.

Das sei eine Warnung vor den "Klimaterroristen", konterte Kickl. Er habe zwar ein gewisses Verständnis dafür, dass junge Menschen Sorgen um die Zukunft haben und deshalb auf die Straße gehen, aber "wenn das so weiter dahinplätschert, dann kommt es zu einer Eskalation".

Klimaproteste "terrorisieren"

Auf Wolfs Frage, warum er die jungen Demonstrantinnen und Demonstranten als "Terroristen" bezeichnet, griff Kickl auf die Alltagssprache zurück: Man spreche ja auch im Alltag von "terrorisieren", meinte er. Viele Menschen würden sich von den Klimaprotesten gestört fühlen und sich nicht gerne von ihnen "terrorisieren lassen".

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Der Vergleich mit Corona-Demonstrationen ließ er nicht zu. Man habe sich dabei immer an die vorgegebenen Routen gehalten und sei auch teilweise Mitveranstalter gewesen. "Wir wollten, dass die Demos geordnet ablaufen", sagt Kickl.

Das Thema "Klimakrise" finde er generell "nicht irrelevant", auch sei es gut, dass man auf nachhaltige Energiequellen umstellen will, aber die Art und Weise der Regierung sei "kontraproduktiv". Es ginge ihr nur um "Ideologie". Die Klimapolitik sei "völlig überbordend".

Erinnerungen an Heinz-Christian Strache

Nach ein paar Fragen zur Asyl- und Migrationspolitik Kickls, wo es vor allem um die mögliche Errichtung von Grenzzäunen ging, wechselte das Gespräch gegen Ende hin zum Kanzlerwunsch der FPÖ.

"Wer soll Sie denn zum Bundeskanzler machen?", wollte Wolf wissen. Kickl erinnerte sofort an seinen Vorvorgänger Heinz-Christian Strache, mit dem auch niemand koalieren wollte. Seine einstige Entlassung als Innenminister durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht er dabei nicht als Hindernis. "Wir hatten ein Gespräch, es gab keinen sachlichen Grund."

"Welche Gesetze ignorieren Sie noch, Herr Kickl?"

Zum Schluss gab es noch eine Einspielung: Beim Neujahrstreffen der FPÖ am Samstag wurde die Bundeshymne mit ihrem alten Text gesungen, nämlich "großer Söhne" statt der aktuell gültigen Version "großer Töchter und Söhne". "Ein freiheitlicher Bundeskanzler wird die Hymne wieder ändern", sagte Kickl gleich. Wolf beendete das Interview daraufhin mit: "Welche Gesetze ignorieren Sie noch, Herr Kickl?" (wie, 18.1.2023)