Der Sonnenkönig der heimischen Museumslandschaft: Klaus Albrecht Schröder tritt Ende 2024 ab.

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Der Himmel ist trüb, vielleicht weiß er, was bevorsteht: Der Sonnenkönig der heimischen Museumslandschaft tritt Ende 2024 ab. Klaus Albrecht Schröder, seit 1999 Direktor der Albertina, will sich nicht um eine sechste Leitungsperiode bewerben. Der 67-Jährige kommt einer baldigen Ausschreibung des Postens zuvor. "Die Frage, ob ich noch einmal zur Verfügung stehe, wollte ich klar ausschließen. Es war bisher für Bewerber nicht leicht, gegen einen Amtsinhaber anzutreten, der neun Kulturminister hinter sich gebracht hat. Nun fühlen sich sicher viele ermutigt."

Schröder hat die einstige Grafiksammlung zum breiten Kunstmuseum wachsen lassen. Er hat ihre Renovierung überwacht, die grafische Sammlung um zeitgenössische Kunst verstärkt, einen Nebenstandort eröffnet. Kamen vor Schröder in guten Jahren 15.000 Besucherinnen, waren es im Jahr vor Corona über eine Million. "Wir haben keine Cashcow wie die Mona Lisa oder den Kuss. Hier muss man wirklich dafür arbeiten, dass so viele Besucher kommen." Dafür sorgen auch große Dauerleihgaben, die er ins Haus geholt hat.

Dass Schröder die 25 Jahre anders als manche Kollegen kaum ohne Anwürfe und Kratzer überstanden hat? "Ich habe das Glück, dass ich nicht zur Routine neige. Ich hatte wirklich nicht die Zeit, das Parlament oder eine Anwaltskanzlei auszustatten."

Diversität und Klima

Eine "lame duck" werde er auch jetzt nicht sein bis Direktionsende. Eine Schau in der Albertina Modern widmet sich ab Herbst Diversity in Sex, Race & Gender. Diversität sieht er auch als eine große Herausforderung für seine Nachfolge. "Überzogene Forderungen sind kein Argument gegen Klimaaktivisten, Identitätspolitik und gesellschaftliche Vielfalt." In einer Sammlung, die nur Männer umfasst habe, Frauenschwerpunkte zu setzen sei für ihn schwer gewesen. Nun geht es auch um afrikanische und queere Kunst. "Würde ich das gerne machen? Ja, aber nach 25 Jahren darf ich diese Aufgabe in andere Hände legen."

Eine "Basis gelegt" habe er zudem in der Klimafrage. "Wir müssen dafür sorgen, dass unser Besuch vermehrt aus Österreich und umliegenden Ländern kommt. An der Schwelle weisen wir aber niemanden ab." Weniger Leihgaben dem Klima zuliebe findet er nicht zielführend, immersive Shows zu Monet oder van Gogh müsse man "ernst" nehmen.

Er kenne "jetzt schon Bewerber in Österreich und international, die hervorragend geeignet sind", sagt Schröder zur Nachfolge. "Mitte des Jahres wird sicher eine hervorragende Besetzung erfolgen." Man mag fast sagen: für die Albrechtina. (Michael Wurmitzer, 19.1.2023)