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Open-AI-Boss Sam Altman warnt vor überzogenen Erwartungen.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Kevin Diets

Bei Berichten über Chat GPT wird ein Umstand besonders gerne angemerkt: Das dahinterstehende Sprachmodell – also GPT-3 – wurde ursprünglich bereits im Jahr 2020 veröffentlicht, die Grundlage der Text-KI sei entsprechend also bereits ziemlich veraltet. Das um dann meist auf einen anderen Umstand hinzuweisen: nämlich dass mit GPT-4 schon bald die nächste Generation ansteht, die dann noch einmal viel, viel besser sein soll.

Enttäuschung ist vorprogrammiert

Nun bremst ausgerechnet einer die diesbezüglichen Erwartungen, der eigentlich ganz genau wissen sollte, wovon er redet: Open-AI-Boss Sam Altman, dessen Firma für die Entwicklung von Chat GPT zuständig ist. "Die Leute betteln geradezu darum, enttäuscht zu werden – und das wird auch passieren", gibt er in einem Interview mit Strictly VC zu Protokoll.

Im Netz kursieren seit Wochen ziemlich wilde Behauptungen darüber, was GPT-4 alles können soll. So ist etwa eine Grafik viral gegangen, in der behauptet wird, dass das neue Sprachmodell 100 Billionen Parameter aufweisen soll, was ein Vielfaches von GPT-3 wäre, das "nur" 175 Milliarden Parameter aufweist. Damit wäre es theoretisch viel mächtiger, aber eben nur theoretisch. Altman bezeichnet diese Behauptungen nämlich als "völligen Bullshit".

Unrealistisch

Viele würden geradezu erwarten, dass Open AI schon bald eine "Artificial General Intelligence" – also eine künstliche allgemeine Intelligenz, die jegliche Aufgaben wirklich versteht – liefert. Das sei aber unrealistisch, generell sei unklar, wann man an diesen Punkt gelangt – und wo dann die Grenze zu ziehen ist.

Wahre Basis

Ein Grund für die überzogenen Erwartungen dürfte auch eine gewisse Unschärfe in vielen Berichten sein. Da wäre einerseits der Umstand, dass solche großen Sprachmodelle nicht neu sind und Chat GPT insofern technisch gesehen nicht der ganz große Umbruch war – sondern vor allem der Konversationsstil und einige spezifische Änderungen den Hype ausgelöst haben. Zudem ist auch GPT-3 nicht gleich GPT-3, Chat GPT verwendet nämlich schon jetzt eine angepasste Version von GPT-3.5, die aktueller ist und vor allem bessere Textqualität liefert.

Wann GPT-4 genau kommen wird, lässt Altman übrigens offen und spricht von "wenn wir davon überzeugt sind, dass wir es sicher und verantwortungsvoll freigeben können". Bisher waren Beobachter davon ausgegangen, dass es schon im ersten Quartal 2023 so weit sein könnte, die Altman-Aussage lässt dies nun zweifelhaft erscheinen.

Finanzen

Das Interview liefert auch sonst noch einige interessante Details. Angesprochen auf die Einnahmen, gibt sich Altman vage, es sei "nicht viel", man stehe noch ganz am Anfang. Das dürfte sehr freundlich formuliert sein, kostet der Betrieb von Chat GPT das Unternehmen doch schon jetzt laut aktuellen Schätzungen mehrere Millionen Dollar pro Monat. Wobei das natürlich über Gutschriften bei Microsofts Cloud-Dienst Azure abgewickelt wird, wo Chat GPT läuft – und Microsoft wieder zu den zentralen Finanziers von Open AI gehört. (apo, 19.1.2023)