Die Zuversicht sinkt auf ein 15-Jahre-Tief: Rund drei Viertel der weltweiten Führungskräfte rechnen mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums für das Jahr 2023. Das ist der höchste diesbezügliche Wert seit der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008, die Einschätzung fällt sogar noch schlechter aus als im Corona-Krisenjahr 2020. Über die Hälfte sind sich unsicher, ob ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten ein Umsatzwachstum erzielen wird.

Langfristig gesehen – im Hinblick auf die nächsten zehn Jahre – sind sich alle heimischen CEOs einig, dass sich der Fachkräftemangel am stärksten auf die Rentabilität ihrer jeweiligen Branche auswirken wird. Weltweit betrachtet stellt dieser nur die drittgrößte Sorge dar. Weiters werden regulatorische Änderungen, sich ändernde Kundenbedürfnisse und Lieferkettenstörungen als die größten Einflussfaktoren eingestuft. Das sind die Kernergebnisse der 26. Global CEO Survey von PwC, bei der 4.400 CEOs in 105 Ländern – darunter 32 Top-CEOs aus Österreich – zwischen Oktober und November 2022 befragt wurden.

Wandel dringend notwendig

Fast jede fünfte entscheidungstragende Person in Österreich befürchtet, dass das eigene Unternehmen in zehn Jahren nicht mehr existenzfähig sein wird, wenn es den jetzigen Kurs beibehält. Das klingt zwar nach vielen, im weltweiten Vergleich sind die österreichischen CEOs aber sehr optimistisch. Unter den weltweit Befragten denken rund 40 Prozent, dass es so nicht mehr weitergehen darf.

Als größte Bedrohungen im Jahr 2023 nehmen heimische CEOs die Inflation, die makroökonomische Volatilität und Cyberbedrohungen wahr. Doch es gibt auch positive Meldungen: Die Angst vor weiteren Pandemien schwindet. Keine Führungskraft hierzulande sieht sich in den kommenden zwölf Monaten Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Gute Nachricht: Der Großteil der Befragten möchte weder Personal abbauen noch Gehälter kürzen, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern.
Foto: PwC

Strategien zur Risikominimierung

Ein Drittel der österreichischen CEOs zieht einen Personalabbau in diesem Jahr in Betracht. Der Großteil hat jedoch nicht vor, die Gehälter zu kürzen. Weit mehr setzen auf Preiserhöhungen, um die schwierige Wirtschaftslage zu meistern.

Die wachsende Sorge bezüglich geopolitischer Entwicklungen veranlasst die befragten Führungspersonen dazu, Aspekte ihrer Geschäftsmodelle zu überdenken. Als Reaktion auf das derzeitige Wirtschaftsklima erhöhen zahlreiche heimische CEOs die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen, setzen auf alternative Zulieferer und reduzieren ihre operativen Kosten.

"Der Schwerpunkt der CEOs liegt derzeit zwar auf der Kostensenkung, aber mit dem ausdrücklichen Ziel, zukunftsweisende Investitionen zu ermöglichen. Der technologische Wandel sorgt für eine nachhaltige Änderung, die unter anderem dem Klimawandel entgegenwirkt und uns trotz des Fachkräftemangels hilft, unsere Leistungen zu erbringen," erklärt Rudolf Krickl.

Im Vergleich zu anderen Sorgen wird die Klimakrise weniger drastisch eingestuft.
Foto: PwC

Der Klimaschutz wird ernst genommen, doch wenig dafür getan

Österreichische CEOs geben an, dass Klimaschutz ihnen besonders wichtig sei: Neun von zehn Unternehmen setzen bereits auf Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen – deutlich mehr als auf globaler Ebene. Dennoch wird die Klimakrise nicht unter den Top-Risiken genannt, sondern nur als eine der größten Bedrohungen in fünf Jahren angegeben.

Auch treiben nur rund 55 Prozent den Ausbau erneuerbarer Energien voran. Die Klimakrise als eine zukünftige Bedrohung hat sich mittlerweile als Konsens etabliert. Doch neigen die Unternehmer dazu, die Klimakrise weiterhin als zukünftiges Problem zu sehen – nicht als ganz akutes, gegen das jetzt etwas getan werden muss? Zumindest geben rund 70 Prozent an, auf die Entwicklung von innovativen, klimafreundlichen Produkten und Prozessen sowie datengestützte Nachhaltigkeitsstrategien zu setzen, um Emissionen zu reduzieren und Klimarisiken abzumildern.

Positiv ist, dass sich österreichische Führungskräfte der Klimakatastrophe scheinbar bewusster sind als andere CEOs weltweit. Denn sie setzen mehr Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen um als CEOs in anderen Ländern. (Natascha Ickert, 19.1.2023)