Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ).

APA / Roland Schlager

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál setzten bei der Regierungsklausur den Hauptfokus auf das Vorhaben "Raus aus Gas".

APA / Roland Schlager

17 Jahre hat die Stadt Wien noch Zeit dafür, um klimaneutral zu werden. Dieses Ziel bis 2040 hat sich die SPÖ-Neos-Stadtregierung im Koalitionsübereinkommen 2020 selbst gegeben – und dieses Ziel entspricht auch jenem der Bundesregierung für Österreich. Eine besondere Herausforderung sind die 580.000 Gasthermen sowie 460.000 Kochgasgeräte in den Wiener Gebäuden: Sie müssen alle umgerüstet werden. Und zwar in einem relativ gesehen kurzen Zeitraum. Denn vor 17 Jahren, erinnert Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos), hat etwa die Fußball-WM 2006 in Deutschland stattgefunden. Das sei noch gar nicht so lange her.

Wärmeplan für Wien in Ausarbeitung

"Raus aus Gas" war das Hauptthema, dem sich die rot-pinke Stadtregierung bei ihrer Klausur am Donnerstag am Cobenzl gewidmet hat. Die Pläne für den Ausstieg aus Gas wurden konkretisiert, und zwar mit der Weiterentwicklung der bestehenden Energieraumplanung zur "Wiener Wärmeplanung". So führte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) aus, dass man in bestehenden Gebäuden in dicht bebauten Gebieten großteils auf den Umbau auf Fernwärme setzen werde. In weniger dicht bebauten Arealen brauche es hingegen erneuerbare Energielösungen für einzelne Gebäude. An den Zonierungen, "was wo möglich ist", werde gearbeitet, sagte Czernohorszky.

Voraussetzung für diese Planung sei allerdings die Umsetzung des geplanten Erneuerbaren-Wärme-Gesetzes (EWG) durch die Bundesregierung. Darauf wies auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hin, er forderte hier Tempo ein. Die Umrüstung der Gasgeräte in Wien bezeichnete Czernohorszky als "Mammutaufgabe" – und das sei noch eine Untertreibung.

Bei der thermischen Sanierung wurde eine Offensive angekündigt: Die Mittel werden von 30 auf 60 Millionen Euro pro Jahr angehoben, sagte Wohnbaustadträtin und Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál.

Kosten der Umrüstung werden auf 30 Milliarden Euro geschätzt

Um den Ausstieg raus aus Gas mithilfe der Bevölkerung zu schaffen, seien laut Ludwig "gezielte Förderungen" nötig. Die Investitionssummen für die Umrüstung dürften gewaltig sein: Czernohorszky schätzte den Bedarf bis zum Jahr 2040 auf 30 Milliarden Euro – wovon ein Drittel, also zehn Milliarden Euro, über Förderungen gedeckt sein könnten.

Um sich ein Bild davon zu machen, wie das Ganze möglich sein wird, sollen 100 sogenannte Leuchtturmprojekte bis 2025 als Musterbeispiele für die Umrüstung dokumentiert werden, kündigte Ludwig an. 19 Projekte wurden bereits dokumentiert: Czernohorszky stellte etwa ein Projekt in der Zwölfergasse vor, in dem ein Gründerzeithaus mit einer Erdwärmeversorgung ausgestattet wurde. In der Eberlgasse wurde ein Gebäude auf Passivhausstandard saniert. Und in der Huttengasse wurde eine Genossenschaftsanlage mit Luftwärmepumpen realisiert.

Grüne und FPÖ mit Kritik

Die Grünen sehen die Bestrebungen der Stadt im Öl- und Gasbereich grundsätzlich positiv. Bei den verstärkten Investitionen in die Fernwärme werde aber eine Heizform einzementiert, "die immer noch zum Großteil aus Gas besteht und daher schleunigst erneuerbar gemacht werden muss", wie es in einer Aussendung hieß. Zudem kritisierten die Grünen, dass Wiener Wohnen den Ausbau bei Photovoltaik- und Solarthermieanlagen bis dato vernachlässigt habe.

Als "Witz" bezeichnete Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp die Ergebnisse der rot-pinken Regierungsklausur. Es werde mehr über Ölheizungen gesprochen "als darüber, wie sich die Wiener das Heizen überhaupt leisten und was sie heizen sollen, wenn sie die Mieten für ihre Wohnungen nicht mehr aufbringen können". Vermisst wurden auch Maßnahmen, wie man "das kaputte Gesundheitssystem retten" wolle. (David Krutzler, 19.1.2023)