Die Landeshauptfrau hat aktuell weniger Zustimmung als vor der Landtagswahl 2018.

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Linz – Angenommen, Sie könnten den Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau direkt wählen, wem würden Sie Ihre Stimme geben? Diese Frage stellt das Linzer Market-Institut regelmäßig vor Landtagswahlen – Anfang dieser Woche im Auftrag des STANDARD 800 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten. 28 Prozent gaben daraufhin an, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die Stimme geben zu wollen.

Zwar wird der Landeshauptmann oder die Landeshauptfrau vom Landtag – und eben nicht vom Wahlvolk direkt – gewählt. Die Frage ist aber insofern bedeutend, als die Amtsinhaberin nicht nur als ÖVP-Spitzenkandidatin antritt, sondern auch um Vorzugsstimmen wirbt: Im niederösterreichischen Wahlrecht muss man keine Parteistimme für die ÖVP abgeben, auch wer die ÖVP nicht ausdrücklich wählen will, kann Mikl-Leitner wählen. Die Stimme zählt dann trotzdem für die Volkspartei. Diese hat davon schon unter Erwin Pröll profitiert, dieser bekam vor zehn Jahren 267.842 direkte Stimmen. 2018 holte Mikl-Leitner 186.133 Vorzugsstimmen – gut 41 Prozent aller Stimmen, die die Volkspartei damals erreicht hat.

Der ganz auf Mikl-Leitner ausgerichtete ÖVP-Wahlkampf, der allerdings erst in der Vorwoche begonnen hat, muss sich mit jenem vor fünf Jahren vergleichen lassen: Damals haben 38 Prozent in der Vorwahl-Umfrage gesagt, dass sie Mikl-Leitner wählen würden, wenn es eine Landeshauptfrau-Direktwahl gäbe. Jetzt sind es also nur 28 Prozent.

Und die ÖVP kommt in der Hochrechnung nur auf 39 Prozent – damit liegt sie zehn Prozentpunkte unter dem zuletzt erzielten Wahlergebnis – das könnte den Verlust der Mehrheit in der Landesregierung bedeuten, wovor die ÖVP im Wahlkampf auch ständig warnt.

Stark zulegen wird laut Hochrechnung die FPÖ, nämlich von 14,8 Prozent (2018) auf 24 Prozent – Spitzenkandidat Udo Landbauer käme bei einer Direktwahl auf 18 Prozent. Die SPÖ kommt in der Hochrechnung auf 23 Prozent (zuletzt: 23,9 Prozent) – Landeshauptfraustellvertreter Franz Schnabl würden elf Prozent direkt wählen. Den Grünen werden sechs Prozent (zuletzt 6,43 Prozent) und den Neos sieben Prozent (zuletzt 5,15 Prozent) prognostiziert – die jeweiligen Spitzenkandidatinnen Helga Krismer und Indra Collini bekämen sechs beziehungsweise fünf Prozent Direktwahlstimmen.

Kaum Chancen für Kleinparteien

Die anderen Wahlwerber – sie treten nur in einzelnen Wahlkreisen an – kommen in der Hochrechnung nur auf insgesamt rund ein Prozent und haben damit kaum Mandatschancen.

Ist damit die Wahl schon entschieden? Pfarrhofer bleibt zurückhaltend: "In Niederösterreich beginnen Wahlkämpfe meist sehr spät, in den letzten drei Wochen kommt es auf die Mobilisierung an. Da ist die ÖVP mit ihrem dichten Funktionärsnetz im Vorteil, sie kann viele Leute persönlich erreichen und vielleicht einige 'Late Deciders' für sich zurückgewinnen. Und Mikl-Leitner hat ja auch im Vergleich zu 2018 noch Aufholpotenzial. Damit könnte sie deutlich über 40 Prozent kommen – aber das ist Spekulation. Die Umfragewerte zehn Tage vor der Wahl sind das, was man seriös veröffentlichen kann." (Conrad Seidl, 19.1.2023)