Florian Krumböck findet harte Worte für die Aktivisten der Letzten Generation. Mit ihren Straßenblockaden verzögere die Gruppe den Einsatz von Rettungsfahrzeugen und trage "Disput" in die Gesellschaft hinein und schade damit Ansinnen des Klimaschutzes. "Klimaschutz braucht Mehrheiten. Aber mit ihren Blockaden verhindere die Letzte Generation, dass diese entstehen", sagt der ÖVP-Politiker aus Niederösterreich im STANDARD-Videotalk zur Frage, wer radikaler agiere: die Klimakleber oder jene, die ihre Forderungen ablehnen.

Die zentrale Forderung der Letzten Generation, ein Tempolimit von 100 auf Autobahnen zu schaffen, lehnt er ab: "Wir sehen, dass es dafür keine gesellschaftliche Mehrheit gibt, und sind nicht der Meinung, dass wir es besser wissen als der Großteil der Bevölkerung."

So zu reden sei "billiges Abschieben von Verantwortung", kontert Florian Wagner von der Letzten Generation. Vor jeder Blockade verständige er die Leitstelle der Berufsrettung, selbst die Rettungsdienste verwehren sich dagegen, wenn die ÖVP die Klimaaktivisten kriminalisiere. Der Letzten Generation gehe es auch nicht darum, Mehrheiten zu schaffen. "Wir sind im zivilen Ungehorsam", sagt Wagner, bis die Regierung die Menschen vor der Klimakrise schützt. "Unser Ziel ist, dass Tausende auf die Straße gehen, bis sie von der Polizei nicht mehr weggeräumt werden können."

ÖAMTC: "Man könnte auch sagen, man verbietet Netflix"

Im Talk ordnen Expertinnen die Debatte ein. Barbara Laa von der TU Wien sagt: "Tempo 100 ist die effektivste Einzelmaßnahme im Verkehr, um den CO2-Ausstoß zu senken." Warum die Verkehrsexpertin auch sonst der Ansicht ist, dass die Forderung der Letzten Generation gut gewählt sei, erklärt sie im Video.

Klimaexpertin Sigrid Stagl sagt, durch die Maßnahme ließen sich Klimagase um 25 Prozent reduzieren. Völlig falsch, sagt Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung. Wie er darauf kommt, erklärt er im Talk. Für einen Pendler, der 30 Kilometer in die Arbeit fahre, würde das Tempolimit einen Zeitverlust von 32 Stunden im Jahr bedeuten. "Hier leichtfertig darüber hinwegzugehen ist befremdlich." Man wolle offenbar dort Maßnahmen setzen, wo es einen wenig berührt. "Man könnte auch sagen, man verbietet Netflix", sagt Wiesinger.

Was er damit meint und wie die anderen Gäste kontern: Sehen Sie die Antworten dazu im Talk. Gestritten wird auch darüber, wie viel zusätzliche Sicherheit ein Tempolimit bringen würde, und ob eine "grüne Welle" bei den Ampeln ähnlich hilfreich wäre. Welche Rolle spielen E-Autos in der Debatte, und wie viel Verzicht beim Auto ist nötig? Alle Antworten und einen Streit darüber, ob der ÖAMTC auf der richtigen Seite steht, gibt es im Video. (Anna Caroline Kainz, 22.1.2023)