Das Burgtheater steht aktuell unter Rechtfertigungsdruck.

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Wien – Wie der STANDARD erfahren hat und auch der "Kurier" berichtet, wird das Burgtheater Schadenersatzforderungen gegen seinen entlassenen Schauspieler Florian Teichtmeister stellen. Dieser muss sich im Februar vor Gericht wegen des Besitzes von Kindesmissbrauchsdarstellungen verantworten.

Teichtmeister hatte zuletzt Rollen in vier Produktionen gespielt, noch im Herbst die Hauptrolle in dem von Direktor Martin Kušej inszenierten Stück "Nebenan". Es wurde nun abgesetzt, wodurch dem Burgtheater Einnahmen in größerer Dimension entgehen. Das Burgtheater sieht sich sogar in der Pflicht, gegen Teichtmeister zu klagen.

Auf Ö1 verteidigte indes der langjährige Anwalt des Burgtheaters, Bernhard Hainz, das Vorgehen, nachdem dem Haus die Vorwürfe bekannt geworden waren. Es hätten keine rechtlichen Grundlagen für eine Entlassung oder Dienstfreistellung von Teichtmeister bestanden, auch weil das Theaterarbeitsgesetz Freistellungen nicht vorsehe. Schon am vergangenen Samstag hatte Kušej selbst in einem STANDARD-Interview das Vorgehen gerechtfertigt.

Auch "Corsage" benennt Schaden

Auch das Image von "Corsage", der bei den englischen BAFTA-Preisen zuletzt als bester nicht englischsprachiger Film nominiert wurde und Österreichs Oscarkandidat bleibt, ist durch den Fall Teichtmeister beschädigt. Dem Branchenportal "Screen Daily" sagte der zuständige Weltvertrieb mK2, dass es kein Anzeichen gebe, dass der Film international aus den Kinos abgezogen werde. Solle die Produktionsfirma Film AG den Film zurückziehen, drohe allerdings ein "Rattenschwanz an Regressforderungen", dessen Höhe Insider laut "Kurier" auf "mehrfache Millionenbeträge" schätzten. Ein Sprecher der Film AG wollte auf Anfrage der APA dazu keine Stellungnahme abgeben.

Anwältin erklärt zweiten "Corsage"-Fall

Jener andere nicht namentlich genannte "Corsage"-Schauspieler, gegen den Vorwürfe sexueller Belästigungen auch im STANDARD laut geworden waren, wandte sich nun über seine Anwältin Margot Rest an die Öffentlichkeit. Er poche darauf, auch weiterhin nicht namentlich genannt zu werden. Er weist die Vorwürfe zurück, diese hätten sich als "substanzlos herausgestellt", zitierten Medien das Schreiben. Sollte er "irgendjemandem zu irgendeinem Zeitpunkt entgegen seiner eigenen Wahrnehmung verbal zu nahe getreten sein, würde er dies zutiefst bedauern und sich sofort in aller Form dafür entschuldigen."

Nachdem über soziale Medien Vorwürfe aufgekommen waren, habe er 2021 eine mittlerweile mit einem Vergleich beigelegte Kreditschädigungsklage eingebracht und sich im Zuge dessen "aus eigener Motivation freiwillig zu einer Sensibilisierungsschulung bereit erklärt". Sollte es konkrete Vorwürfe geben, werde der Schauspieler "mit seiner vollen Mitwirkung für die Aufklärung zur Verfügung stehen". (APA/red, 20.1.2023)