Ursula Pasterk mit ihrem Buchtipp "König der Könige: Eine Parabel der Macht".

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Oft wird sie heute gefragt, ob sie sich nicht freue, dass die Festwochen so abstinken? "Aber die waren doch mein Kind!", sagt Ursula Pasterk mit ihrer typisch heiseren Stimme. "Und ich kann mich doch nicht freuen, wenn mein Kind krank wird!" Hingegen freut sie sich, wenn sie hört: "Jüdisches Museum! Architekturzentrum! Weil da denk ich mir: Das hab ja eigentlich ich gemacht! Und wenn ich dann so fahr über die Zweierlinie, dann freu ich mich immer noch darüber, dass ich die Kunsthalle da in die Kurve geschmissen habe zum Schrecken aller reaktionären Journalisten!"

Keine Zeit für Bücher

Die in Steyr aufgewachsene Vielleserin hat später Philosophie und Germanistik studiert "und in der Politik wieder abgebaut, was ich mir in den Jahren davor angelesen habe. Da kommst ja nicht mehr zum Lesen!" Damals hat sie im ersten Bezirk gewohnt und eine 93-Laufmeter-Bücherwand vom Luigi Blau gehabt, "aber wie ich in die Dachwohnung gezogen bin, musste ich eine Lösung finden. Ich war damals auf der Kunstuni Linz tätig, und die haben mit einem riesigen Lastwagen alles abgeholt." Eine Schenkung oder eine Leihgabe? "Ich bin so alt", lacht sie, "dass ich nix mehr herleihen brauch, ich verschenk alles!"

Ihr Lieblingsbuch König der Könige "ist heute wieder so aktuell! Ein fantastisches Buch über diese ganzen monströsen Absurditäten der Despotie, über die Apathie, die dem Volk aufgezwungen wird. Ich hab nicht nur während der hiesigen Message-Control-Zeiten daran denken müssen. Es ist ja kein Problem, wenn einer alle kontrollieren will, aber es wird ein Problem, wenn sich alle kontrollieren lassen. Ich würde sagen, das Buch ist eine allzeit gültige Allegorie auf die Macht, und die nicht erzählte Geschichte dahinter lautet: Man wird moralisch krank, wenn man sich daran gewöhnt, etwas anderes zu sagen, als man denkt. Das macht den großen Unterschied, ob man Dinge ausspricht oder unausgesprochen lässt." Und da das Unausgesprochen nie ihre Art war, beantwortet sie die Frage, ob sie noch Kontakt zum Michl Häupl hat, so: "Mit dem? Na, wirklich nicht, also wirklich nicht!" (Manfred Rebhandl, 21.1.2023)