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In modernen Büros tummeln sich neuerdings auch Chief Happiness Officers, Heads of Hype and Culture oder Costumer Success Manager.

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Es ist derzeit auch bei uns eine größere Veränderung bei den Berufsbezeichnungen im Gange. Die Human-Resources-Branche lässt das im Publikum sehr unbeliebte "HR-Management" zunehmend weg und bezeichnet sich als "People and Culture". Menschen wollen zunehmend nicht mehr als "Ressource" tituliert werden oder als Rohstoff gemanagt werden.

Das auf Bewerberseite kaum beliebtere Recruiting wird nach und nach zur "Talent Acquisition", rund um Personal- und Organisationsentwicklung geht alles in Richtung "Journey" oder "Experience Management". Klingt alles gleich besser als irgendwelche oktroyierten Weiterbildungen und Schulungen.

Neue Schläuche für alten Wein? Möglich, aber: Jobinhalte ändern sich und Menschen fühlen sich anders, wenn ihre Berufsbezeichnung sich ändert. Dutzende Chief Evangelists auf heimischen Start-up-Bühnen führen das schon länger vor. Ein paar Chief Happiness Officers in großen Konzernen belegen das. Manche Berufsinhalte sind ja auch wirklich neu, beispielsweise für Chief Digital Officers. Das Signal der Bedeutung haben viele neue Jobtitel jedenfalls, was immer diese Menschen dann tatsächlich tun und verantworten – kraft ihres "C": Chief Visionary Officer. Chief Innovation Evangelist. Chief Remote Officer.

Imagepolitur durch neue Titel

Vor allem Menschen der jüngeren Generationen legen durchaus auch Wert auf "flashy new titles", schrieb die BBC kürzlich. Die Bezeichnung "Head of Hype and Culture" etwa entstand aus einem Bewerbungsgespräch, in dem eigentlich ein(e) Head of Marketing and New Business gesucht wurde, berichtet das britische Medium.

Eine kleine Imagepolitur für das Unternehmen wird in der neuen Titelwelt auch mitgenommen, etwa wenn im Sales-Bereich statt des immer noch oft anrüchigen Wortes "Verkauf" nunmehr "Client Success" oder "Costumer Success" auf dem Türschild steht. Als Kundin hat man gleich das Gefühl, mit einem Anliegen für das eigene Beste statt mit einer bloßen Absicht konfrontiert zu sein.

Apropos Absicht. Hierzulande zwecks Lohnersparnis arbeitsrechtlich eher sinnlos, aber in den USA nunmehr durchaus Praxis, um Überstunden nicht bezahlen zu müssen, ist das Erhöhen von Arbeit in den Rang des Managements via Titel, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Millionen von Überstunden würden so automatisch eingebucht und wären nicht extra zu bezahlen. Director of First Impressions heißt demnach das Empfangspersonal. Carpet Shampoo Manager der Teppichreiniger oder Lead Shower Door Installer jene Person, die schnell eine Duschtüre montiert.

Was man sich da in Österreich entlang der Mangelberufsliste alles einfallen lassen könnte, um Jobs aufzuwerten! Wir könnten glatt ein Jobland sein, in dem nur Chiefs, Leaders, Directors und Heads arbeiten. (Karin Bauer, 25.1.2023)