Auch händisch kann das smarte Thermostat bewegt werden – dann klärt eine Digitalanzeige auf, wie stark aufgedreht der Heizkörper gerade ist.

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Während Bill Gates schon vor 20 Jahren von sich selbst befüllenden Kühlschränken und anderen sogenannten Smart-Home-Lösungen erzählte, hat in meinem Haushalt mit smarten Thermostaten die erste schlaue Einrichtung erst im Herbst 2022 Einzug gehalten. Via App kann man ab sofort die Temperatur in jedem Zimmer einstellen und sogar Zeitpläne erstellen. Das Beste daran: Man kann damit auch noch Geld sparen. Warum ist mir das nicht früher eingefallen?

Überblick verschaffen

Eine große Dachwohnung in Wien in der kalten Jahreszeit kindgerecht zu heizen ist teuer geworden. Deshalb ist es zu einem kleinen Geschicklichkeitsspiel mutiert, die richtigen Heizkörper im richtigen Zimmer für eine sinnvolle Zeit zu aktivieren, um möglichst effektiv die richtigen Räume warm zu halten. Dank etwas älterer Heizkörper-Modelle darf man sich dazu auch immer sehr tief bücken, um so manuell die richtige Temperatur zu suchen. Wenn dann eine Couch oder der Wäscheständer genau davor steht, ist die Sache ganz ohne Fluchen kaum zu bewerkstelligen.

In der App sieht man übersichtlich, wo gerade geheizt wird und welche Temperatur die einzelnen Räume gerade haben.
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Die Suche nach einer Alternative begleitet mich also schon eine Zeitlang. Nachdem ich bei der Klimaanlage auf eine App-Einbindung verzichtet habe, wollte ich diesen Fehler bei smarten Thermostaten nicht wiederholen. Leider ist man damit preislich schon in einem Bereich, dass man als Journalist zumindest einmal bei Branchengrößen wie Tado anfragt, ob man so ein knapp über 200 Euro teures Starter-Kit einfach mal ausprobieren darf, um darüber berichten zu können.

Bald war das erwähnte Starter-Kit mit drei Thermostaten und einer zusätzlichen Zweierpackung auf meinem Tisch. Der Warenwert der zwei kleinen Schachteln: etwa 400 Euro. Eine Investition, die man mit nicht App-gestützten Thermostaten, beispielsweise von Ioio, wesentlich geringer kalkulieren kann.

Die Bridge wird mit dem heimischen Netz verbunden und verbindet dann alle Thermostate mit dem WLAN.
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Installation ohne Installateur

Die "kinderleichte Installation", wie es in der Beschreibung angekündigt wurde, ist laut Internet tatsächlich kinderleicht. Ich habe für das Finden des richtigen Aufsatzes – es gibt davon eine Handvoll in der Packung – etwas länger gebraucht, und auch das Festschrauben am Heizkörper erwies sich als längere Geduldsprobe. Das soll aber nicht stellvertretend für andere stehen, schließlich hat es einen Grund, warum in unserem Haushalt vor allem meine Frau Ikea-Kästen zusammenbaut.

In diesem Fall – auch unter Berücksichtigung des geplanten Artikels – widmete sich ausschließlich ich mit meiner Mannhaftigkeit dem "Einbau" und der anschließenden Auseinandersetzung mit der dazugehörigen App. Diese wird aus dem passenden App-Store geladen, und das Anlegen eines Kontos ist natürlich auch nötig. Mit dem WLAN verbinden sich die Thermostate übrigens via mitgelieferte Internet-Bridge, die euch einen Netzkabel-Stecker am WLAN-Router kostet.

Einmal angeschraubt, kann man sehr unkompliziert via QR-Code jedes Thermostat scannen und in der App ergänzen. So sieht man ab da die aktuelle Temperatur angezeigt. In meinem Fall waren das am Ende fünf Räume, die ich ab sofort nur noch via App ansteuern sollte. Mit einem einfachen Klick kann man sich in die Temperatureinstellungen wagen und stellt dort die gewünschte Temperatur – zwischen null und 25 Grad – für den Raum ein. Noch besser, man kann Zeitpläne erstellen, damit sich die Heizkörper zu bestimmten Zeiten ein- und wieder ausschalten. In einer einblendbaren Grafik in der App sieht man dann, ob die Einstellungen auch den gewünschten Effekt in Sachen Temperatur haben.

Die eingesetzte Batterie hält einige Monate. In der App wird vor dem baldigen Leerwerden gewarnt.
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So kann man verhindern, dass Heizkörper sinnfrei laufen, weil man sie vergessen hat abzudrehen beziehungsweise man nicht um drei Uhr früh aufstehen will, damit Wohn- oder Badezimmer zur richtigen Zeit ohne kalte Füße betreten werden können. Zusatzinfos, etwa ob ein Raum zu trocken ist, welche Luftfeuchtigkeit vorhanden ist oder ob Feuchtigkeit ein Problem sein könnte, werden ebenfalls angezeigt. Wer die App nicht nutzen will, kann natürlich auch direkt am Thermostat die Temperatur einstellen – in diesem Fall würde ich aber zu einer günstigeren Variante greifen.

Apple-Nutzer freuen sich über die Home-Kit-Anbindung, die in sicher mehreren Haushalten bereits genutzt wird, etwa für Apple TV oder diverse smarte Lautsprecher. In der App einfach auf "Gerät hinzufügen" klicken und dann den QR-Code auf der Bridge scannen – fertig. Wer zudem das Gefühl hat, er verwende seinen Sprachassistenten zu wenig, der kann via Alexa oder Siri ebenfalls die Temperatur erfragen oder verstellen.

Die Installation geht dank mitgelieferter Adapter in der Regel schnell – wenn man nicht ganz ungeschickt ist.
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In der Praxis

Für den Alltag hat sich das System sehr bewährt. Kein Am-Boden-Krabbeln, wenn man den Heizkörper aufdrehen will, und keine kalte Überraschung am Morgen. Klar, es braucht ein wenig Einspielzeit, bis man weiß, wie lange die Heizkörper brauchen, bis eine bestimmte Temperatur erreicht ist, aber das bekommt man schnell ins Gefühl. Weniger praktisch ist, dass man das Ein- und Ausschalten der Thermostate doch deutlich hört. Das ist besonders am Anfang irritierend, wenn man das leise Brummen noch nicht zuordnen kann. Auch der Betrieb via Batterie ist ein langfristiges Investment, dem ich mittlerweile mit wiederaufladbaren Energiespeichern entgegenwirke.

Bei den aktuellen Teuerungen und den lediglich zwei Monaten Nutzung ist es schwierig zu sagen, wie viel finanzielle Einsparung das neue Set-up gebracht hat. Mit 24,99 Euro im Jahr könnte ich mir das Auto-Assist-Paket leisten, das "alle Infos zu Energieverbrauch und Kosten" liefert, so die Beschreibung von Tado. Der Auto-Assist erkennt auch offene Fenster und dreht dann gezielt die Heizung ab oder weiß dank App auch, ob jemand zu Hause ist und man praktischerweise alle Heizkörper abdreht.

Speziell wenn sich die Heizkörper hinter Hindernissen verstecken, ist man dankbar für die Steuerung via App.
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Tado ist mit dieser Lösung natürlich nicht alleine am Markt. In diversen Foren werden etwa von Apple-Nutzerinnen immer wieder Geräte von Eve empfohlen, die preislich aber nur einen Hauch unter Tado liegen, dafür aber funktional sehr ähnlich sind und auf den diversen Kaufplattformen ebenfalls sehr gute Bewertungen erhalten.

Für mich ist smartes Heizen in jedem Fall ein Gewinn an Lebensqualität und im Idealfall mittel- bis langfristig auch finanziell eine Erleichterung. Mittlerweile habe ich auch smarte Lampen, die in diesen dunklen Zeiten mein Aufwachen mit ihrem hellen Schein begleiten. Bald lebe ich, wie es Bill Gates vor 20 Jahren vorausgesagt hat. (Alexander Amon, 21.1.2023)