Hat eher wenig Expertise in Sachen Wissenschaft, Raumfahrt und Technologie, wurde aber dennoch in genau diesen Ausschuss entsandt: der republikanische Hochstapler George Santos.

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Der US-Politiker George Santos log bei seinem Wahlkampf, dass sich die Balken bogen. So hatte der Republikaner behauptet, ein "erfahrener Investor an der Wall Street" bei Goldman Sachs gewesen zu sein. Sein angeblicher Arbeitgeber erklärte jedoch, Santos sei nie dort beschäftigt gewesen. Auch seinen angeblicher Universitätsabschluss konnte nicht verifiziert werden.

Zudem soll der 34-Jährige die Öffentlichkeit über seine Familiengeschichte und einen angeblichen jüdischen Hintergrund sowie über seine Vermögensverhältnisse belogen haben. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm deshalb im Dezember Ermittlungen auf.

Sitze in zwei Ausschüssen

Ungeachtet dieser Lügen zog Santos nicht nur ins Repräsentantenhaus ein. Er erhielt diese Woche auch noch Sitze in zwei Ausschüssen. Das zuständige Lenkungsgremium der Republikaner, das von Kevin McCarthy geleitet wird, stimmte dafür, dass Santos im "Committee on Science, Space, and Technology" und dem "Committee on Small Business" sitzen darf, die als nicht allzu wichtige Gremien gelten.

Dass Santos nun ausgerechnet im Ausschuss für Wissenschaft, Raumfahrt und Technologie sitzen wird, obwohl er über keinerlei einschlägige Expertise verfügt, sorgte insbesondere bei Personen, die der Wissenschaft nahestehen, für einigen Spott. Scott Kelly etwa, ehemaliger Nasa-Astronaut und Zwillingsbruder des Astronauten und demokratischen Senators von Arizona, gratulierte Santos auf Twitter wie folgt zu seiner Ernennung:

"Es ist großartig, den ehemaligen Nasa-Astronauten und Mondspaziergänger George Santos @Santos4Congress im Wissenschafts-, Raumfahrt- und Technologieausschuss des Repräsentantenhauses zu haben. To infinity and beyond!"

Neben Scott Kelly zogen noch etliche andere der Wissenschaft näher stehende Personen die Wahl von Santos in den Wissenschaftsausschuss ins Lächerliche, wie etwa auch das Magazin "Newsweek" berichtete, das beispielsweise den Historiker Michael Beschloss mit seinem Tweet zitierte, der Santos’ Ausschusssitze kombinierte:

Zahlreiche Mitglieder des Kongresses, darunter eine wachsende Zahl von Republikanern, haben Santos angesichts seiner Lügengeschichten zum Rücktritt aufgefordert. Der 34-jährige Hochstapler hat diese Forderungen zurückgewiesen und erklärt, er werde nur zurücktreten, wenn "142 Menschen" ihn darum bitten.

"Arbeit mit imaginären Zahlen"

Der ehemalige Physiker und demokratische Angeordnete Bill Foster wiederum zeigte sich am Freitag erleichtert, dass nun endlich ein anderer "wissenschaftlicher" Geist im Wissenschaftsausschuss sitzt. "Als einziger Empfänger des Wilson-Preises für Hochenergiephysik im Kongress kann es einsam werden. Not anymore!" twitterte Foster am Freitag. Unmittelbar zuvor hatte er getweetet:

"Ich bin begeistert, dass mein republikanischer Kollege Dr. George Santos, der nicht nur den Nobelpreis, sondern auch die Fields-Medaille – den höchsten Preis in der Mathematik – für seine bahnbrechende Arbeit über imaginären Zahlen erhalten hat, nun im Wissenschaftsausschuss sitzt." (tasch, 21.1.2023)