Das Ensemble Les Arts Florissants unter Paul Agnew ließ alle seine Vorzüge hören.

Foto: Vincent PONTET

Wien – Bei den schreienden Harmonien, mit denen Le Chaos in Jean-Féry Rebels Orchestersuite Les Éléments einsetzt, könnte man sich eher im 20. Jahrhundert wähnen als im frühen 18. Beim Alte-Musik-Festival Resonanzen ist man somit von den ersten Tönen an in den Bann gezogen – und verblüfft, wie schlüssig das heurige Motto das bunte Programm wie in einem Brennspiegel bündelt.

In "Unterwelten" werden die Veranstaltungen noch bis zum 29. Jänner führen, und das in ganz verschiedenen Bedeutungen. Beim Eröffnungskonzert ging es im wörtlichsten Sinne in Richtung jener Abgründe, als die sich schon die Antike das Totenreich vorgestellt hatte. 1699 schrieb André Campra seine Opéra-ballet Le carnaval de Venise, als Einlage darin das Intermezzo Orfeo nell’inferni, in dem ein kriegerischer Pluto aufs Korn genommen wird – eine Spitze gegen den Herrscher Ludwig XIV.?

Homogenität und Power

Das Ensemble Les Arts Florissants unter Paul Agnew ließ hier – ebenso wie bei Auszügen aus Werken von Henry Purcell, Marc-Antoine Charpentier und Händel (Alceste) – all seine Vorzüge hören: einen eleganten, weichen, schwungvollen Sound von bemerkenswerter Wandlungsfähigkeit und mit manch herrlicher Schroffheit beim Orchester, Homogenität und Power beim Chor.

Himmlisches Glück also für das Resonanzen-Publikum, das wie immer erfrischend anders ist und dem man seine besondere Begeisterungsfähigkeit schon beim Betreten des Foyers anmerken kann. Noch eine Woche lang wird diese Atmosphäre das Wiener Konzerthaus erfüllen. Neben den Hauptkonzerten bietet man in der Resonanzen-Lounge ein vielfältiges Rahmenprogramm vom Tanz- und Generalbasskurs bis zur Ausstellung, übrigens bei freiem Eintritt. (Daniel Ender, 23.1.2023)