Julian Schütter hat neben Skirennen auch die Klimakrise im Kopf.

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Gute Nachrichten aus Kitzbühel: Julian Schütter wurde nicht mit dem Hubschrauber abtransportiert. Der Steirer kam am Samstag auf der Streif zu Sturz und fuhr anschließend klimaneutral selbst ins Tal – wohlgemerkt: mit einem Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einer Meniskusverletzung im linken Knie.

Ja, Klimaschutz ist dem 24-jährigen Rennläufer ein großes Anliegen. Branchenüblich sind Sätze wie "Der Hang hängt". Oder "Wenn’s läuft, dann läuft’s". Schütter sagt: "Ich spreche mich für eine CO2-Bepreisung von mindestens 180 Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid aus. Dieser Preis würde die ungefähre Kostenwahrheit herstellen und einen Lenkungseffekt erzielen."

Sprachrohr

Nur mit Worten ist es nicht getan. Schütter vermeidet, wo es geht, Emissionen. Den Rest kompensiert er laut eigener Aussage mit Ausgleichszahlungen an Umweltorganisationen. Die Berechnungen veröffentlicht der Sportler auf seiner Webseite. Als Skiprofi trägt man in Sachen ökologischer Fußabdruck trotzdem Quadratlatschen: "Ich habe ein paar Mal ernsthaft überlegt, ob ich das einfach sein lassen sollte." Nun will er mit sportlichen Leistungen und der damit verbundenen Aufmerksamkeit eine Art Sprachrohr für Klimaanliegen werden.

Julian Schütter wurde 1998 geboren, er wuchs in Pichl-Preunegg im Ennstal auf. Sechs Jahre absolvierte er an der Skiakademie Schladming, mittlerweile lebt er in Innsbruck und bestreitet ein Fernstudium namens "Wirtschaftsingenieurwesen – Erneuerbare Energien".

Operation

2019 wurde Schütter Vizeweltmeister der Junioren in der Abfahrt, 2022 krönte er sich zum Staatsmeister im Super-G. In seiner ersten, der aktuellen Weltcupsaison fuhr der Racer bereits fünfmal in die Top 30, seine beste Platzierung war Rang 18 im Super-G von Beaver Creek. Die Hoffnung auf eine WM-Teilnahme im Februar in Courchevel war bis zur Brez’n im Steilhang von Kitzbühel am Leben.

Schon die Abfahrt am Freitag verlief für den Vegetarier unglücklich. Er wurde mit aussichtsreicher Zwischenzeit abgewunken, weil der vor ihm gestartete Läufer zu Sturz gekommen war. Schütter wurde – Ironie des Schicksals – mit dem Helikopter zurück an den Start gebracht und war bei seiner zweiten Fahrt chancenlos. "Schade, dass meine Saison so zu Ende geht, aber ich war mir des Risikos immer bewusst", sagt er mit dem im Skisport gebotenen Fatalismus. "Jetzt hoffe ich, dass die Operation gut verläuft. Und dass ich rasch mit der Rehabilitation beginnen kann." (Philip Bauer, 22.1.2023)