Laut einer Studie fehlen bis 2023 rund 13.700 Fachkräfte in Kindergärten – auch das soll beim Tag der Elementarpädagogik Thema sein.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Wien – Zwar werden heute, Dienstag, die Elementarpädagoginnen nicht mit Bannern und Transparenten auf die Straßen Österreichs ziehen. Gehör für ihre Anliegen wollen sie sich am "Tag der Elementarpädagogik", der heuer zum sechsten Mal stattfindet, trotzdem verschaffen. Und das auf unterschiedliche Art und Weise. Mit Diskussionsveranstaltungen in Graz und Innsbruck und "Aktionen im digitalen und öffentlichen Raum" sollen die Personalnot und die Arbeit, die die Elementarpädagogik leistet, sichtbar gemacht werden. In Wien bleiben die Türen der städtischen Einrichtungen sogar zu.

Freier Tag für Fortbildungszwecke

Wie Eltern von Kindergartenkindern wünschenswerterweise nicht entgangen sein dürfte, hat sich die Bundeshauptstadt nämlich einen "pädagogischen Tag" genommen. Ein solcher ist dreimal pro Jahr für Fortbildungszwecke vorgesehen – und sozialpartnerschaftlich mit dem Dienstgeber, in dem Fall der MA 10, vereinbart. Auch ein Teil der Wiener Privatkindergärten hat sich dem Schließtag angeschlossen.

Dass dieser nun am Dienstag das erste Mal "gemeinschaftlich mit 8.000 Mitarbeiterinnen aus städtischen Horten und Kindergärten" stattfindet, darüber zeigt sich der stellvertretende Younion-Vorsitzende Manfred Obermüller im STANDARD-Gespräch erfreut.

"Zeichen" für Polaschek

Denn diese Zusammenkunft setze in seinen Augen ein klares Zeichen in Richtung des Bildungsministers Martin Polaschek, der "seit seinem Amtsantritt verweigert anzuerkennen, dass Kindergartenpädagogik in seinen Bereich fällt". Obermüller spricht da etwas an, das die Politik seit Monaten in Bedrängnis bringt: die hohe Personalnot in Österreichs Bildungseinrichtungen, für die es neben Quereinstiegsmodellen auf dem Papier noch wenig handfeste Lösungen gibt. "Uns fehlen in öffentlichen Kindergärten 500 Mitarbeiter, bei den privaten Kindergärten sogar 1.000", sagt Obermüller, der für eine bundesweite Ausbildungsoffensive plädiert.

Aber nicht nur die Personalnot soll Thema sein: In Wien will man sich auch speziell mit der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzen. Konkret mit Kinder- und Jugendrechten, die nach dem Aufkommen mehrerer Missbrauchsverdachtsfälle an Wiener Kindergärten, über die DER STANDARD berichtete, in einer Reform des Kindergartengesetzes gemündet sind: Diese sieht nun vor, dass es in allen städtischen und privaten Kindergärten ein verpflichtendes Kinderschutzkonzept geben muss. Auch eine für Kinderschutz beauftragte Person pro Standort ist verpflichtend. Zu diesem heiklen Thema sollen am Dienstag offene Fragen geklärt werden, sagt Obermüller.

Elementarpädagogik sichtbar machen

Neben Fortbildungsmöglichkeiten soll an diesem Tag auch das vorherrschende Bild des Elementarbereichs geradegerückt werden: Denn immer noch fehle es diesem Bildungsbereich an Anerkennung, Aufklärung und Aufmerksamkeit – sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter politischen Entscheidungsträgern –, heißt es vom Netzwerk Elementare Bildung Österreich (Nebo) in einer schriftlichen Mitteilung. Letztlich hafte dem Beruf der Elementarpädagogin und Elementarpädagogen immer noch das Image an, "nur die Kinder beim Spielen zu beaufsichtigen". Was die Arbeit wirklich beinhaltet, das werden die Pädagoginnen am Dienstag in Form unterschiedlicher Aktionen selber zum Ausdruck bringen. (etom, 24.1.2023)