Peking-Ente serviert mit frischem Gemüse und chinesischen Weizenpfannkuchen – ob Koriander auf den Teller darf, ist Geschmackssache.
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Pro:

Angeblich braucht es elf Kostproben, bis wir uns mit einem neuen Geschmack anfreunden. Bei meiner ersten Reise nach Südostasien brachte ich diese in puncto Koriander innerhalb von drei Wochen hinter mich. Beim Backpacken durch Vietnam führte kein Weg an dem Kraut vorbei, das ich bis dahin zu meinen natürlichen Fressfeinden zählte. Auf jeder eigentlich so köstlichen Pho trieb es. Doch ich biss mich durch – und gegen Ende des Urlaubs hatte ich Frieden mit dem neuen Aroma geschlossen.

Und nicht nur das: Als ich nach Hause kam, merkte ich, dass der Behavior-iss-mus nicht nur bei Pawlows Hund funktioniert hatte. Meine Geschmacksknospen waren auf einmal so konditioniert, dass bis heute mit jedem Bissen Koriander vietnamesische Wärme in mir aufsteigt. Koriander-kritische Personen auf Reisen möchte ich also zum Probieren animieren: Für mich ist Koriander so vom Unkraut zum gustatorischen Expressticket in tropische Gefilde geworden. (Antonia Rauth)

Kontra:

Wer obszöne Ausdrücke oder Schimpfwörter verwendet hat, soll sich den Mund mit Seife auswaschen, heißt es. Die körperliche Bestrafung symbolisiert eine Reinigung von allem Pfuideiwligen, das einem über die Zunge gekommen ist. Das hat man vielleicht früher so gehandhabt, heute macht man das ganz anders. Da packt man einfach Koriander ins Essen.

Denn nichts anderes als eine krautgewordene Seife, Geschmacksrichtung Sensitiv-pH-neutral, ist das Gewächs. Frische und pfeffrige Noten soll es in ein Gericht bringen, Schärfe und Würze ausgleichen. Ich schmecke nur Spülmittel. Ich weiß eh, meine Gene sind schuld. Auch wenn es nur 17 Prozent der Europäer betrifft, und ich dadurch etwas Besonderes, quasi ein Auserwählter bin, macht es mich wütend, meine heißgeliebte thailändische und vietnamesische Küche nur mit Einschränkungen genießen zu können. Einfach auf die Seite mit dem Kraut, und es hat sich. Danke! (Kevin Recher, 30.1.2023)