Bei den Demonstrationen gegen eine Pensionsreform kam es am Donnerstag zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden.

Foto: AP / Lewis Joly

Paris – Die Proteste gegen die Pensionsreform vergangene Woche in Frankreich haben ein Nachspiel: Weil ein Demonstrant mutmaßlich durch den Knüppelschlag eines Polizisten einen Hoden verloren hat, schaltete sich nun die Pariser Staatsanwaltschaft ein. Sie leite eine Untersuchung wegen schwerer vorsätzlicher Gewalt durch eine Amtsperson ein, teilte ein Sprecher am Montag mit.

Die Ermittlungen werden von der Aufsichtsbehörde der Polizei geführt. Der Fall hatte in Frankreich hohe Wellen geschlagen.

"Sadistischer Schlag"

Videoaufnahmen des Fernsehsenders BFMTV zufolge lag der Demonstrant auf dem Boden, als der Polizist ihm mit einem Knüppel zwischen die Beine schlug. Dem 26-Jährigen musste daraufhin ein Hoden entfernt werden, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Seine Anwältin sprach von einem "sadistischen Schlag". Regierungssprecher Olivier Véran hatte am Sonntag gesagt, er habe viel Empathie für das Opfer, und man müsse die Bedingungen verstehen, unter denen der Einsatz durchgeführt worden sei.

Am Donnerstag hatten mehr als 1,1 Millionen Menschen gegen die Pensionspläne der französischen Regierung demonstriert. Weil sich das aktuelle Pensionssystem wegen der alternden Bevölkerung langfristig nicht finanziert, will Frankreichs Regierung das Pensionsantrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben. (APA, 23.1.2023)