Wie soll die Gumpendorfer Straße in Zukunft aussehen? Wo gibt es den größten Veränderungsbedarf? Fragen wie diese sollen in den kommenden Wochen die Bewohnerinnen und Anrainer in Mariahilf beantworten – und zwar alle, egal ob sie direkt an der Gumpendorfer Straße leben oder nicht. Die Online-Befragung ist der erste Schritt, den die Bezirksvorstehung nun näher in Richtung Umgestaltung der Verkehrsader setzt.

Die Gumpendorfer Straße auf der Höhe Hofmühlgasse.
Foto: BV6 / Daniel Dutkowksi

Beschlossen ist die Umgestaltung schon länger: Bereits im vergangenen Sommer wurde im Bezirksparlament der Bürgerbeteiligungsprozess fixiert. Seit Montag ergingen an die rund 19.000 Haushalte Infoflyer, auch die 4000 Wirtschaftstreibenden des Bezirks sowie 70 Betriebsrätinnen und Betriebsräte sollen an dem Beteiligungsprozess in Mariahilf teilnehmen. Der Kostenpunkt: Rund 300.000 Euro wurden veranschlagt. Der Ausgang, so Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ), sei völlig offen.

Allerdings: Ein paar Rahmenbedingungen gibt es dann doch – die Klimaziele sowie den Stadtentwicklungsplan der Stadt Wien beispielsweise. Außerdem wurde bereits eine Potenzialanalyse durchgeführt, um zu sehen, wo welche Umbaumaßnahmen möglich sind. Und natürlich spiele auch die Sicherheit nach der Umgestaltung eine Rolle: So führten in Mariahilf "fast alle Schulwege über die Gumpendorfer Straße", erklärte der Bezirkschef am Montag. Auch darum wird es eine eigene Schiene im Beteiligungsprozess für die Schulen geben.

Busse bleiben

Nicht zur Diskussion stünden zudem die Öffis von Mariahilf, die will man nämlich fördern und nicht verdrängen. Vor allem zwei Busse spielen eine nicht unwesentliche Rolle auf der Gumpendorfer Straße: So fährt die Linie 57A sie ab, der 14A und der 13A kreuzen wiederum die Verkehrsader, die sich durch den sechsten Bezirk zieht. Mit letzterem Bus gab es bereits einige Probleme – in und rund um Mariahilf. Zuerst befuhr der Bus noch die generalüberholte Mariahilfer Straße bevor er in die Kirchengasse einbog. Im Zuge des U-Bahnausbaus stritt man über die neue Streckenführung, die schlussendlich auf die Neubaugasse fiel.

Aus den Planungen der Mariahilfer Straße habe man gelernt, sagt Rumelhart. Ein wichtiger Punkt: Die Befragungen müssten offen und qualitativ sein. Außerdem müssten mehr Menschen daran teilhaben können. Auch bestimmte Worte würden vermieden, etwa Verkehrsberuhigung oder Begrünung – dadurch hätten Menschen bereits Vorstellungen, die für manche gut, andere eben schlecht seien. Diese Polarisierungen wolle man vermeiden, so der Bezirk.

Nach der Online-Umfrage sollen Straßeninterviews, Infostände und Workshops mit Stakeholdern folgen. Bis Anfang 2024 soll auf Basis dessen ein Vorentwurf präsentiert werden, mit dem man ab April in die Detailplanung geht. Die ersten Umbauarbeiten, für das erste Teilstück der 2,4 Kilometer langen Straße, starten allerdings voraussichtlich erst 2025.

Rot-grüner Battleground

2025 – das ist nicht nur lange hin, sondern auch ein Wahljahr in Wien. Fix sei natürlich nichts, aber er hoffe, erneut als Bezirkschef gewählt zu werden, um die Umgestaltung auch noch miterleben zu können, sagte Rumelhart. Der Bezirk Mariahilf ist ein zwischen SPÖ und Grünen hart umkämpftes Pflaster: 37,2 Prozent konnten die Roten 2020 einfahren, mit 30,4 Prozent lagen die Grünen auf Platz zwei.

So stellen sich die Grünen die Gumpendorfer Straße in Zukunft vor.
Visualisierung: GRÜNE MARIAHILF

Und genau die Umgestaltung der Gumpendorfer Straße ist eines jener Themen, für das die Grünen im Sechsten besonders gerne trommeln. Diese haben bereits ihre eigenen Vorschläge, inklusive Visualisierung, im Bezirk publik gemacht. Im Vorfeld eines Beteiligungsprozesses "eigene Ideen in die Briefkästen zu werfen" und eigene Umfragen zu publizieren, hält Rumelhart für kontraproduktiv und "nicht die feine Art". (ook, 23.1.2023)