Personalnot, Gruppengröße, Arbeitslast – die Kindergärten brauchen unbedingt mehr Aufmerksamkeit.

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Eine Berufsgruppe hält einen Aktionstag ab, um das Bild ihrer Arbeit in der Gesellschaft zurechtzurücken – und für mehr Anerkennung zu werben. Und nein, es handelt sich dabei nicht etwa um Manager von Energiekonzernen, die trotz multipler Krisen noch immer Boni in Millionenhöhe kassieren – und das ohne wirkliches Zutun. Ihr Bild zurechtrücken müssen in Österreich ausgerechnet immer noch jene Frauen und (wenigen) Männer, die täglich bis zu 25 Kinder betreuen, ihre Entwicklung und Bildung fördern – und dabei mit multiplen Krisen konfrontiert sind.

Das ist aus zweifacher Hinsicht ein glattes Armutszeugnis – für uns als Gesellschaft. Es ist nicht nur beschämend, dass Elementarpädagoginnen am heutigen internationalen Tag der Elementarpädagogik immer noch daran erinnern müssen, dass sie täglich mehr leisten, als Kinder beim Spielen zu beaufsichtigen – und der Kindergarten keine Aufbewahrungsstätte, sondern die erste Bildungseinrichtung im Leben ist. Beschämend ist auch, dass das Personal ausgerechnet hier dürftige Arbeitsbedingungen (zu viele Kinder kommen auf zu wenig Personal), zu geringe Bezahlung und einen föderalen Fleckerlteppich vorfindet.

Diese Schieflage sollte nicht nur heute im Fokus stehen – 24 Stunden Aufmerksamkeit reichen dafür bei weitem nicht aus. Das zeigt auch Wien: Hier bleiben die Kindergärten und Horte am Dienstag sogar geschlossen, um Mitarbeiterinnen beim Thema Kinderschutz fortzubilden – eine weitere Aufgabe, die sie aus Gesellschaftssicht zu verantworten haben. Welche Verbesserungen es jetzt im Beruf braucht, um diesen in ihrem und unser aller Sinne ausüben zu können, dazu kommen die Elementarpädagoginnen österreichweit am heutigen Tag selbst zu Wort. Und das ist gut so. Denn sie sind es letztlich, die den Grundstein für die Bildung künftiger Generationen legen. Wenn die Politik auf eine Berufsgruppe hören sollte, sogar muss, dann auf ihre. (Elisa Tomaselli, 24.1.2023)