er Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, sieht die Pharmawirtschaft in der Verantwortung.

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Hunderte Arzneimittel sind derzeit in Österreich nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Dabei geht es beispielsweise um Schmerzmittel, Hustenpräparate oder Antibiotika. Lösungsvorschläge kursieren dieser Tage viele: höhere Preise etwa, die Rückholung der Produktion nach Europa und die vorausschauende Beschaffung und Bevorratung.

Peter Klimek, Mitglied des Complexity Science Hub, untersucht globale Lieferketten und deren Schwachstellen. "Diese Medikamentenengpässe sind kein österreichisches Thema, sondern ein europäisches und globales Thema", sagt er im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag. Für die aktuellen Lieferprobleme für Arzneien seien mehrere Ursachen verantwortlich, dazu gehört auch die aktuell erhöhte Nachfrage. Ein Problem sei hier, dass Wirkstoffe oft nur noch an einigen wenigen Standorten hergestellt werden würden. "Aus Kostengründen häufig in Billiglohnländern wie China oder Indien", sagt Klimek. Aus dessen Sicht wäre künftig ein gesamteuropäisches Vorgehen bei der Beschaffung und Bevorratung von Arzneien wünschenswert.

Höhere Preise für Arzneimittel

In Österreich haben Vertreterinnen und Vertreter der Pharmaindustrie am Montag allgemein höhere Preise für Arzneimittel gefordert. Hintergrund dieser Forderung ist, dass andere EU-Länder für bestimmte Medikamente mehr bezahlen dürften als Österreich und deshalb auch bevorzugt beliefert werden. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es gegenüber dem "Morgenjournal", dass für die Preisfestsetzung im niedergelassenen Bereich die Sozialversicherungsträger zuständig seien.

Davon, der Pharmabranche mehr für die Produkte zu zahlen, hält Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, nicht viel. Das sei keine Lösung, "denn wenn ein Produkt nicht verfügbar ist, dann wird es nicht verfügbar, wenn es teurer wird", sagt Lehner im "Morgenjournal". Höhere Preise würden einzig dazu führen, dass die Gewinne der Pharmawirtschaft größer werden.

Produktion nach Europa zurückholen

Die Verantwortung für die aktuellen Medikamentenengpässe ortet Lehner bei der Pharmawirtschaft. Es habe Planungsfehler gegeben. Konkret meint er damit, "dass die aktuelle Situation nicht in dem Maß für Europa eingeschätzt wurde, wie sie ist". "Nicht wir haben uns verschätzt, die Pharmawirtschaft hat sich verschätzt", sagt Lehner. Denn wenn Medikamente nicht vorhanden seien, dann sei das Problem nicht bei der Sozialversicherung zu suchen, "sondern das ist ein Problem der Produktion". Lehner plädiert dafür, die Produktion wieder nach Europa zurückzuholen, "das ist das Gebot der Stunde". Europa müsse in vielen Bereichen wieder autark werden – und die Medikamentenversorgung zähle hier definitiv dazu. (red, 24.1.2023)