In die Debatte rund um das Zögern der deutschen Bundesregierung, was die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die angegriffene Ukraine betrifft, mischt sich nun noch ein zweiter, womöglich ebenso folgenreicher Aspekt: Nachdem bei einem Manöver im Dezember sämtliche 18 beteiligten Schützenpanzer des Typs Puma beschädigt wurden, gab die vergangene Woche zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) öffentlich den beiden Produzenten Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann die Schuld.

Puma im Übungseinsatz.
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Die beiden Unternehmen müssten ihre Fehler bei der Herstellung der Panzer schnellstmöglich beheben, forderte die damalige Ministerin Ende des Jahres ultimativ. Die geplante Nachbeschaffung des international geschätzten Panzers wurde auf Eis gelegt – jedenfalls vorerst.

Nun gerät die Schuldzuweisung der glücklosen Lambrecht durch einen internen Bericht des Verteidigungsministeriums an den Bundestag gehörig ins Wanken. Nicht die Industrie, heißt es dort laut "Spiegel", sondern die Bundeswehr selbst sei für den Totalausfall der für eine Nato-Einheit gedachten Puma verantwortlich. 13 kleinere, 21 mittlere und einen schwerwiegenden Schaden habe der Bericht aufgelistet, von "verschlissenen Kettenelementen" über "falsch montierte Hauptwaffen" bis hin zu einer "defekten Elektronikeinheit im Waffensystem Mells" ist laut "Spiegel" die Rede. Auch ein Schwelbrand im Panzer wurde demnach unsachgemäß gelöscht, was eine Reparatur bedingte.

"Fehlende Erfahrung der Bediener"

Weder seien die Soldaten zur korrekten Bedienung des Hightech-Geräts befähigt gewesen, noch habe man sich bei der Bundeswehr ausreichend um die Wartung der Puma – insgesamt verfügt die Bundeswehr über etwa 350 Stück – gekümmert. "Im Ergebnis trugen fehlende Erfahrung der Bediener im Umgang mit dem Gerät, Defizite in der logistischen Unterstützung durch die militärischen Instandsetzungskräfte und das Unterbleiben einer verstärkten Einbindung von Industrieteams" zu den Ausfällen bei, heißt es in dem Bericht.

Die Schützenpanzer waren eigentlich für den Führungseinsatz der Bundeswehr bei der schnellen Eingreiftruppe der Nato (VJTF) zur Sicherung der Ostflanke des Militärbündnisses vorgesehen. Der Einsatz als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann am 1. Jänner, die beschädigten Puma werden nun – vorerst – vom wesentlich älteren Schützenpanzer Marder ersetzt. In seinem am Dienstag bekannt gewordenen Bericht erklärt das Verteidigungsministerium aber, die Puma würden "in wenigen Tagen" wiederhergestellt sein. Der Puma sei weiterhin die "Zukunft für das Heer". (flon, 24.1.2023)