Das kroatische Kollektiv WHW mit (v.l.) Sabina Sabolovic, Ivet Curlin und Natasa Ilic übernahm 2019 die Leitung der Kunsthalle Wien.

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Wien – Die Kunsthalle Wien bleibt auf Kurs – auch, wenn dieser der Kulturpolitik nicht mehr gefällt. Denn man verstehe nicht, welchen Kriterien man mit der Bewerbung um Vertragsverlängerung über Mitte 2024 hinaus nicht entsprochen habe, sagte Ivet Curlin vom Leitungskollektiv "What, How & for Whom" (WHW) bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2023 auf Nachfrage der APA. Man habe weiterhin keine klare Begründung erhalten, warum das eingereichte Programm zurückgewiesen wurde.

Im Dezember war bekanntgegeben worden, das alle nach einer Ausschreibung eingelangten 20 Bewerbungen nach Ansicht einer Jury "nicht den Kriterien entsprachen". Mit einer Neuausschreibung solle "ein neues Kapitel" aufgeschlagen werden. Intern wurde den jetzigen Leiterinnen signalisiert, dass eine modifizierte WHW-Einreichung chancenlos wäre. Aus Protest gegen diese "Abwahl" legte Aufsichtsrat Boris Marte sein Mandat zurück, auch die Akademie der Bildenden Künste und die Secession kritisierten Entscheidung und Vorgangsweise öffentlich. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) argumentierte kürzlich im "KulturMontag" des ORF, dass sich die Voraussetzungen geändert hätten. Nun gelte es, verstärktes Augenmerk auf die Rückgewinnung des in der Pandemie-Zeit verlorenen Publikums zu richten.

Steigendes Besucherinteresse

Im heute vorgelegten Jahresbericht für 2022 werden zwar die Zahlen für Ausstellungen (11), dabei gezeigte Werke (231) und Künstler*innen (91), Führungen (176), Veranstaltungen (97), Workshops (49) und Podcast-Folgen (33), nicht aber jene der Besucherinnen und Besucher angeführt. Auf Nachfrage sagte Co-Leiterin Nataša Ilic, die offiziellen Besucherzahlen würden erst im März bekanntgegeben, vorläufige Zahlen zeigten jedoch, dass man steigendes Besucherinteresse verzeichne und nahe am letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019 landen werde. "Wir denken, das ist ein ziemlicher Erfolg. Bei digitalen Besuchern haben wir deutlich mehr als früher."

Konkret dürfte man 2022 mit rund 57.600 Besucherinnen und Besuchern vor Ort und rund 46.000 im digitalen Bereich abschneiden. 2019 waren 73.150 Ausstellungsbesucher gezählt worden. Unter dem früheren Leiter Nicolaus Schafhausen waren 2017 rund 77.000, 2018 etwas über 70.000 Eintritte gezählt worden, wobei damals die hohe Anzahl der Gratis-Tickets kritisiert wurde. Eine Entscheidung über die künftige Leitung ab Mitte 2024 soll voraussichtlich im kommenden März fallen. (APA, 24.1.2023)