Google soll seine Vormachtstellung im Werbegeschäft missbraucht haben.

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Der Suchmaschinenbetreiber Google ist wegen seiner Werbepraktiken ins Visier des US-Justizministeriums geraten. Die Behörde reichte am Dienstag Klage gegen Google ein, weil das zu Alphabet gehörende Unternehmen seine Vormachtstellung im digitalen Werbegeschäft missbraucht haben soll, wie aus einem Gerichtsdokument hervorgeht. Darin wird auch die Zerschlagung von Googles Aktivitäten mit Werbetechnologien gefordert. Zusätzlich soll das Unternehmen zu Schadenersatzzahlungen verpflichtet werden.

Google habe wettbewerbswidrige und ungesetzliche Praktiken eingesetzt, um jegliche Bedrohung seiner Vorherrschaft über digitale Werbetechnologien zu beseitigen, führt das Ministerium in seiner Kartellbeschwerde aus. Acht Bundesstaaten haben sich der Klage angeschlossen, darunter auch Googles Heimatstaat Kalifornien.

Konkret soll der Konzern Schlüsseltechnologien monopolisiert haben, sodass Werbekunden und Online-Dienstleister auf diese angewiesen sind. Google habe diese Dominanz missbraucht, um die Konkurrenz klein zu halten.

US-Regierung sieht sich als Geschädigte

"Seit 15 Jahren hat Google ein wettbewerbswidriges Verhalten an den Tag gelegt, das es ihm ermöglicht hat, den Aufstieg konkurrierender Technologien zu stoppen, Auktionsmechanismen zu manipulieren, sich vom Wettbewerb abzuschotten und Werbetreibende und Verlage zu zwingen, seine Tools zu nutzen", sagte Generalstaatsanwalt Merrick Garland auf einer Pressekonferenz zur Ankündigung der Klage.

Googles Vermittlerprovision von 30 Prozent ist dem Kläger ebenfalls ein Dorn im Auge: "Im Durchschnitt behält Google mindestens dreißig Cent – und manchmal weit mehr – von jedem Werbedollar, der über die Ad-Tech-Tools von Google von Werbetreibenden an Website-Publisher fließt", heißt es in der Klage.

Dadurch wurden zwei Millionen Werbetreibende, darunter auch Teile der US-Regierung, wie das Militär, gezwungen, angeblich höhere Preise für Anzeigen zu zahlen, sagt Garland. Laut der Klage haben Bundesbehörden und -ministerien seit 2019 Web-Werbung im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar gekauft, die angeblich "wettbewerbsübersteigende Gebühren" und "manipulierte Werbepreise" beinhaltete.

Die Klage fokussiert sich auf den sogenannten "Ad-Tech"-Markt – vor allem die Technologien für Auktionen, in denen Anzeigenplätze in kürzester Zeit versteigert werden, bevor eine Webseite dem Nutzer angezeigt wird.

Das Justizministerium wirft Google vor, unter anderem durch den Kauf der Firma Doubleclick 2008 ein System geschaffen zu haben, in dem der Konzern alle Elemente wie die Verwaltung der freien Werbeplätze auf Websites, die Platzierung der Anzeigen von Werbekunden sowie die Versteigerungen kontrolliere. Der Konzern habe eine "mit Absicht irreführende Black-Box geschaffen, in der Google die Regeln für Auktionen zum eigenen Vorteil setzt", heißt es in der Klage.

Google verwies in einem Blogeintrag darauf, dass Konkurrenz durch Rivalen wie Microsoft, Amazon, Apple und Tiktok zunehme. Auch gebe es viele spezialisierte Ad-Tech-Unternehmen.

Google kontert

Google argumentierte, die Regierung versuche, "Gewinner und Verlierer im hart umkämpften Sektor der Werbetechnologie zu bestimmen". Die Argumentation der Staatsanwälte sei fehlerhaft, würde Innovationen verlangsamen, Werbekosten erhöhen und tausenden kleinen Unternehmen das Wachstum erschweren, hieß es.

Auch wenn sich die Klage einige Zeit hinziehen wird, fordern die US-Staatsanwälte nun einen Bundesrichter auf, Google zu zerschlagen. So soll das Werbegeschäft vom Konzern abgetrennt werden. Rund 80 Prozent der Einnahmen von Google werden durch die Werbekundschaft generiert. Wie Bloomberg berichtet, wäre dies das erste Mal seit 43 Jahren, dass US-Ankläger die Zerschlagung eines Konzerns fordern. Zuletzt war dies 1980 beim Telekomriesen Bell der Fall.

Die Klage ist die zweite Kartellbeschwerde gegen Google. Die im Jahr 2020 eingereichte Klage des Justizministeriums konzentriert sich auf das Monopol von Google bei der Suche im Internet. So wird dem Konzern vorgeworfen, er habe seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt, um seine Suchmaschine zum Standard auf Smartphones zu machen. Diese soll im September vor Gericht verhandelt werden. (red, APA, 25.1.2023)