Der Flughafen hat den Aktionären nahe gelegt, das Angebot von 34 Euro pro Aktie nicht anzunehmen.

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Schwechat – Entgegen den Erwartungen erhält die Airports Group Europe (AGE) vom Wirtschaftsministerium grünes Licht, den Anteil am Flughafen Wien aufzustocken. Zu der bisher 40-prozentigen Beteiligung darf der in Luxemburg ansässige Investor nun weitere 9,99 Prozent an dem heimischen Airportbetreiber zu einem Preis von 34 Euro je Aktie übernehmen, teilte AGE, eine indirekte Tochtergesellschaft des IFM Global Infrastructure Fund, am Dienstag mit.

Nun sind die Aktionäre am Zug, denen der Flughafen bereits empfohlen hat, die Offerte nicht anzunehmen. "Der Angebotspreis erscheint angesichts der guten Entwicklungsaussichten des Unternehmens zu niedrig", teilte die Flughafen Wien AG in einer Aussendung mit. Dies werde von der zuletzt veröffentlichten Ergebnisprognose für 2023 unterstrichen, die ein Nettoergebnis von mehr als 150 Millionen Euro prognostiziere. Überdies sei man erstmals seit Jahrzehnten schuldenfrei. "Auch ein möglicherweise drohendes Ausscheiden vom Aktienhandel wird als nicht im Interesse des Unternehmens eingeschätzt", ergänzte der Flughafen.

Sollte das Angebot von AGE entgegen der Flughafen-Empfehlung doch erfolgreich sein, würde der an der Börse handelbare Streubesitz fast gänzlich dahinschmelzen – womit ein Delisting von der Wiener Börse im Raum stünde. Die Flughafen Wien wurde im Jahr 1992 privatisiert, neben dem 40-prozentigen Anteil von AGE halten das Land Niederösterreich und die Stadt Wien derzeit jeweils 20 Prozent. Weitere zehn Prozent entfallen jeweils auf die Mitarbeiter-Beteiligungsstiftung und den Streubesitz.

Unattraktives Angebot

Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) wiederum verteidigt den Anteil der indirekten IFM-Tochter Airports Group am Flughafen, der weiterhin unter 50 Prozent liegen würde. Zu den Anlegern von IFM gehören eine Vielzahl von Pensionsfonds und institutionellen Anlegern in Großbritannien, Europa, Australien, den USA, Kanada und Asien.

"Die Ausgangssituation für Privatanleger hat sich durch die Freigabe der IFM durch das Ministerium nicht geändert. Das Angebot der IFM bleibt wirtschaftlich aus unserer Sicht unattraktiv", erklärt der Interessenverband für Anleger in einer Stellungnahme. (aha, 25.1.2023)