Schladming – ÖSV-Gruppentrainer Martin Kroisleitner, der die Techniker unter Österreichs Ski-Männern betreut, blickt mit Wehmut auf die bisherige Slalomsaison. "Wir als Trainerteam sind der Meinung, dass das Potenzial der Mannschaft riesig ist", sagte Kroisleitner. Allerdings steht das "leider nicht auf dem Papier", wie der Steirer zugab. Nach dem Nightrace in Schladming ist Manuel Feller weiterhin mit zwei zweiten Plätzen der einzige Podestfahrer, und das ist aus Kroisleitners Sicht zu wenig.

Man könne mit allen mithalten, zeigte sich Kroisleitner schon vor dem Rennen am Dienstag überzeugt. In den Ergebnislisten manifestiert sich das, sieht man von den Feller-Stockerlplätzen in Val d'Isere und Garmisch-Partenkirchen ab, aber noch nicht. Marco Schwarz holte zwei sechste Plätze und war einmal Siebenter, die Highlights in Kitzbühel (39. nach erstem Durchgang) und Schladming (25.) gingen für ihn total daneben. Johannes Strolz hat neben fünf Ausfällen einen zwölften Rang aus Wengen und Platz 16 aus Schladming mitgenommen. Für Fabio Gstrein war ein achter Platz das höchste der Gefühle, für Adrian Pertl Position neun und Michael Matt ein 15. Rang.

Gute Teilzeiten

"Mit den Ergebnissen sind wir nicht zufrieden, aber mit dem Prozess schon", sagte der 44-jährige Kroisleitner. "Ich bin überzeugt, dass jeder unter die zehn fahren kann, und wir haben einige, die sogar ganz vorne mitfahren können." Manchmal sei die Ausgangsposition nicht ideal gewesen. "Wenn man die letzten Rennen Revue passieren lässt, sieht man schon an gewissen Teilzeiten, dass sehr schnell Ski gefahren wird. Blacky (Schwarz, Anm.) hat leider zweimal die Nummer 15 gezogen, bei Bedingungen, die mit der Nummer schwierig waren."

Strolz zählt im Training teamintern konstant zu den Schnellsten, scheitert aber an der Umsetzung im Rennen. "Er kennt seine Stärken, er weiß, wie er schnell Ski fährt. Das Schwierige ist einfach, dass er sich darauf fokussiert, weil sicher sehr viele andere Sachen in seinem Kopf umherschwirren." Die Geschichte des Olympiasiegers werde aber bestimmt weitergehen, so Kroisleitner. "Solche Momente, finde ich, die machen nur menschlicher."

Feller und Schwarz gesetzt

Die zwei übrigen österreichischen Slalomstarter für die WM in Courchevel/Meribel – Feller und Schwarz sind de facto gesetzt – bleiben damit noch länger offen. Mehrere Aspekte würden beim Selektionsprozess hineinspielen. "Ich gehe einmal davon aus, dass ein Großteil der Mannschaft generell mit anderen Bewerben vor Ort ist", meinte der Coach. "Vor zwei Jahren hat man das erst in Cortina entschieden, wer der vierte Mann am Start sein wird." Damals war das Pertl, der sich per Trainervotum gegen Gstrein durchsetzte – und prompt WM-Silber gewann.

Vor dem letzten Slalom am 4. Februar in Chamonix würden jedenfalls keine Entscheidungen gefällt. Gerade im letzten Rennen vor einem Großereignis hätten sich in der Vergangenheit "noch Sachen gedreht, wo viele schon geglaubt haben, das wird die Mannschaft sein", sagte Kroisleitner und gab sich optimistisch: "Wir sind guter Dinge, dass wir in der nahen Zukunft zeigen, was wir können." Die Weltmeisterschaft wäre eine gute Gelegenheit. (APA, red, 25.1.2023)