Das neue Jahr ist fast einen Monat alt – und der "New year, new me"-Ansatz, den ab dem Jahreswechsel mit schöner Regelmäßigkeit viele Menschen verfolgen, hat bei so manchem bereits wieder zu bröckeln begonnen. Man wollte vielleicht mit dem Rauchen aufhören, mehrmals pro Woche ins Fitnessstudio gehen, keinen Alkohol mehr trinken – und fand sich dann doch Tage später mit der Fertigpizza und dem Glas Wein zu Hause vor dem Fernseher wieder, wobei man an die nächste Zigarette dachte.

Was man sich im Schatten des Christbaums feierlich vorgenommen hat, ist vielleicht schon wieder passé.
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Wenn man nicht ganz durchzieht, was man wollte

"Die Spartanische Fliege" schildert das Scheitern an einem guten Vorsatz wie diesem im Forum: "Ich wollte im neuen Jahr aufhören. An Tag 2 bin ich um 1 Uhr nachts noch zum Tschickautomaten um die Ecke getrabt. Und jetzt sitz' ich da (mit einer Zigarette) und denke mir: Soll ich die verbliebenen Zigaretten vielleicht einfach im Müll zerbröseln und von jetzt auf gleich einen neuen Versuch starten? Ja, vielleicht mach ich's."

Viele Menschen kennen es nur zu gut: Wenn man leichtfertig und womöglich unter sozialem Druck zu Silvester Neujahrsvorsätze fasst, es aber eigentlich mit dem geänderten Lebenswandel nicht allzu ernst meint, schleicht sich rasch der alte Schlendrian wieder ein. "Konsequenz ist nicht gerade eine menschliche Stärke", wusste schon die 80-jährige Protagonistin des Film-Klassikers "Harold and Maude". Nicht umsonst sind Fitnesscenter im Jänner besser besucht als im ganzen sonstigen Jahr. Und vielleicht hat man, wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, auch gar nicht wirklich daran geglaubt, gerade die letzte Zigarette seines Lebens geraucht zu haben oder 2023 vom Couch-Potato zur Sportskanone zu mutieren.

Weniger ist mehr

Der Drang nach Selbstoptimierung mag ein hehres Ansinnen sein, impliziert aber gleichzeitig, sich nicht so zu akzeptieren, wie man selber ist. Auch hat der innere Schweinehund vermutlich nicht den guten Vorsatz gefasst, einen heuer alles durchziehen zu lassen, was man sich vorgenommen hat. Die Psychologie weiß zudem, dass man rascher kapituliert, wenn man die Messlatte dafür, was man erreichen möchte, zu hoch legt oder zu schwammig formuliert.

Vielleicht ist "weniger oft" ja das neue "nie wieder" – und ein Vorsatz, der wesentlich leichter zu erreichen ist. Und möglicherweise ist es einfacher, einen neuen Lebensstil erst einmal einen überschaubaren Zeitraum lang auszuprobieren, wie etwa "Veganuary" oder "Plastic Free July", bevor man gleich einer "Alles oder nichts"-Maxime verfällt. Sich Ziele zu setzen ist ja nicht notwendigerweise verkehrt – nur zu unerreichbar sollten sie nicht sein.

Gute Vorsätze: Wie konsequent waren Sie?

Was haben Sie diesmal für Neujahrsvorsätze gefasst – und haben Sie diese bis jetzt durchgezogen? Was hat Ihnen geholfen, am Ball zu bleiben? Oder woran sind Sie gescheitert – und warum kam das vielleicht gar nicht so überraschend für Sie? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 30.1.2023)