Der indische Premierminister Narendra Modi

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Neu-Delhi – Behörden und Universitäten in Indien versuchen die Verbreitung eines kontroversen Dokumentarfilms der britischen BBC über den indischen Premierminister Narendra Modi zu stoppen. In den vergangenen Tagen habe die Regierung Twitter und YouTube zur Löschung von Links und Videoclips des Films aufgefordert, berichten örtliche Medien. Und mehrere Universitäten versuchen, Studierende davon abzuhalten, den Film vorzuführen.

Das indische Außenministerium erklärte vergangene Woche, dass der Film Propaganda sei und eine "koloniale Haltung" habe. Die BBC erklärte, dass die indische Regierung es zuvor abgelehnt habe, Stellung zu nehmen.

In dem ersten Teil des kürzlich in Großbritannien veröffentlichten Films geht es um die Rolle Modis während der Ausschreitungen im Jahr 2002 im Bundesstaat Gujarat, als Modi dort Regierungschef war. Bei den Ausschreitungen wurden mehr als tausend Menschen getötet. Der Film spricht mit Betroffenen, Aktivisten und Journalisten von damals, die sagen, dass die Behörden dabei nicht richtig eingegriffen hätten. Solche Vorwürfe gab es schon früher.

Studierende vor Filmvorführung gestgenommen

An einer Universität in der Hauptstadt Neu-Delhi wurden am Mittwoch vor einer geplanten Filmvorführung Studierende von der Polizei festgenommen, wie der Fernsehsender NDTV meldete. Und am Abend davor hielten demnach Studierende der Leitung einer anderen Universität in Delhi vor, vor einer geplanten, aber von der Universität nicht genehmigten Vorstellung auf dem Campus Strom und Internet abgestellt zu haben. Die Studierenden hätten danach den Film auf ihren Laptops und Handys geschaut.

Oppositionspolitiker und Menschenrechtsgruppen bezeichneten das Vorgehen der Regierung als Einschränkung der Pressefreiheit. Auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen ist Indien in den vergangenen Jahren einige Plätze nach unten gerutscht – zuletzt auf Platz 150 von 180. (APA, 25.1.2023)