Das Zentrum Wiens (im Bild der Graben mit der Pestsäule im Hintergrund rund um Neujahr) zieht nach dem Corona-bedingten Einbruch von Gästebuchungen auch wieder viel internationales Publikum an.

Foto: apa / florian wieser

Große Hoffnungen setzt man in Wien und anderswo nach der Lockerung der Reisebestimmungen auf China und andere asiatische Märkte. Fast drei Jahre lang durften Chinesen und Chinesinnen wegen Corona nicht reisen. Die Zahl der Nächtigungen brach von 520.000 im Jahr 2019 auf 56.000 im Vorjahr ein, wobei 2022 ausschließlich im Ausland lebende Chinesen übernachtet haben.

Norbert Kettner, Chef von Wien Tourismus, rechnet ab Mitte des Jahres mit einer stärkeren Präsenz chinesischer Gäste auf Straßen und Plätzen der Bundeshauptstadt.

Das deckt sich mit Einschätzungen der Österreich Werbung (ÖW). Letztlich hänge es aber auch ein Stück weit davon ab, wie sich das Angebot an Direktflügen von China nach Europa in den nächsten Monaten entwickle, sagte Emanuel Lehner-Telić, der für die ÖW in Bangkok sitzt, in einer Videokonferenz am Mittwoch.

Noch wenig Direktflüge

Derzeit gibt es drei Direktflüge von China nach Österreich, vor Corona waren es deutlich mehr. Nur Einzelreisende dürfen derzeit nach Europa, Gruppenreisen sind noch verboten. Das ist die Antwort Pekings auf die Vorschreibung von Corona-Tests für chinesische Staatsbürger, die viele Länder in Europa, darunter auch Österreich, seit dem Anstieg der Neuinfektionen als Folge der Aufhebung aller Corona-Maßnahmen verlangen.

Wien will aber ohnehin als Teil einer Langfriststrategie, die Qualität statt Masse im Fokus hat, Einzelreisende statt Gruppenreisende aus China ansprechen, wie Tourismuschef Kettner bei der Vorstellung der Jahresbilanz sagte.

Die internationalen Gäste sind zurück. Konnten bisher vor allem Feriendestinationen von der Normalisierung der Lage nach Corona profitieren, geraten nun zunehmend auch Städte in den Fokus der Urlauber. Bestes Beispiel dafür ist Wien. Nach einem heftigen pandemiebedingten Buchungseinbruch ist 2022 die Trendwende geglückt. Heuer könnte der Anschluss an das bisherige Rekordjahr 2019 gelingen.

Aufholprozess

13,2 Millionen Nächtigungen wurden von Jänner bis Dezember 2022 in den knapp 400 Hotelbetrieben der Bundeshauptstadt gezählt. Das waren 164 Prozent mehr als 2021. Auf die Rekordzahl von 17,6 Millionen Nächtigungen im Jahr 2019 fehlen somit noch 4,4 Millionen. Abhängig nicht zuletzt von der Verdichtung des Flugnetzes in den kommenden Monaten, könnte der Aufholprozess bis Ende des Jahres gelingen und 2024 darüber hinaus gehen.

Wien Tourismus und dessen Präsident, Finanzstadtrat Peter Hanke, sind optimistisch, dass es wieder in die richtige Richtung geht. Mit gut 16 Millionen Euro, davon allein 11,22 Millionen für Marketing, sollen neue Gästeschichten aus nah und fern für Wien mobilisiert werden.

Aufsteiger im Vorjahr waren Großbritannien (inklusive Nordirland) und die USA. Die Nächtigungen aus diesen Herkunftsmärkten haben sich in Wien mehr als vervierfacht bzw. fast vervierfacht.

Am anderen Ende der Skala liegt Russland. Vor Corona entfielen in Wien 464.000 Nächtigungen auf russische Gäste, das All-Time-High gab es 2013 mit 700.000 Nächtigungen. Seit dem Einmarsch in die Ukraine ist die Reisemöglichkeit russischer Bürger in Europa sanktionsbedingt eingeschränkt.

Das heißt aber nicht, dass keine russischen Staatsbürger in Hotels in Österreich absteigen. Viele der im Ausland lebenden Russen und Russinnen haben Zweitpässe und checken als Briten, häufig aber auch als Israelis ein. Zum Teil liege darin die Ursache für das starke Plus bei Gästen aus Großbritannien oder Israel (plus 120 Prozent auf 0,35 Millionen), ist aus der Hotelbranche zu hören.

Inflation eingepreist

Stärker als die Zahl der Nächtigungen sind die Umsätze der Hotels gestiegen; sie liegen seit Oktober 2022 über dem Vor-Pandemie-Niveau. Zum Teil sei darin die Inflation eingepreist, wie Kettner konzedierte.

Seit der Pandemie ist die Zahl der Hotelbetriebe in Wien um 24 auf 398 gesunken, die Zahl der Zimmer hat sich durch Betriebsgrößenerweiterungen um 7,0 Prozent auf 36.700 erhöht. Ende des Jahres wird es 413 Betriebe mit 38.500 Zimmern und rund 75.000 Betten geben. (Günther Strobl, 25.1.2023)