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Fälle von Waffengewalt an Schulen mit Schützen unter zehn Jahren sind auch in den USA selten.

Foto: APA/Getty Images via AFP/GETTY I/JAY PAUL

Washington – Im Fall des Erstklässlers, der in einer US-Volksschule auf seine Lehrerin geschossen und sie schwer verletzt hat, gibt es erste Konsequenzen. Der Schulrat der Kleinstadt Newport News im US-Staat Virginia setzte am Mittwochabend den Leiter der öffentlichen Schulen des Schulbezirks ab. Auch die Vizerektorin der Richneck Elementary School, an der sich der Vorfall ereignet hatte, trat zurück, wie ein lokaler Sender berichtete.

Der Sechsjährige hatte am 6. Jänner eine Pistole mit in die Schule genommen und dort seiner Lehrerin in die Brust geschossen. Die 25-Jährige erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Außer ihr wurde niemand verletzt. Die Lehrerin konnte der Polizei zufolge noch alle Schüler aus dem Klassenzimmer bringen. Die Lehrerin sei auf dem Weg der Besserung, sagte ihre Anwältin am Mittwoch. Die Kugel befinde sich aber immer noch im Körper des Opfers, und die Genesung werde lange dauern.

Schulleitung soll Warnungen ignoriert haben

Jetzt will die Lehrerin gegen die Schulleitung klagen, der sie schwere Versäumnisse vorwirft. Besorgte Lehrkräfte hätten die Schulleitung am Tag der Tat "innerhalb weniger Stunden dreimal" davor gewarnt, dass der Sechsjährige eine Waffe bei sich trage und andere bedrohe, sagte die Anwältin des Opfers am Mittwoch. Die Schulleitung habe die Warnungen aber heruntergespielt und nicht reagiert.

Berichten des Senders NBC zufolge hat die Lehrerin kurz vor der Tat einer ihr nahestehenden Person in einer Textnachricht geschrieben, dass der Bub eine Waffe in seinem Rucksack habe und die Schulleitung nichts dagegen unternehme. Dem Schuss soll nach Polizeiinformationen ein Streit vorausgegangen sein. Der Vorfall ereignete sich demnach in einem Klassenzimmer.

Waffe gehörte Mutter

Nach der Tat war bekannt geworden, dass die Schusswaffe der Mutter des Buben gehörte. Sie hatte die Waffe nach Polizeiangaben legal erworben und zu Hause aufbewahrt. Dort habe sich der Schüler die Waffe genommen und sie in einem Rucksack mit in die Schule genommen. Die Polizei hatte mehrfach betont, dass die Tat kein Unfall gewesen sei, sondern der Bub vorsätzlich auf die Lehrerin geschossen habe.

Nach dem Gesetz in Virginia ist es verboten, eine geladene Waffe so aufzubewahren, dass sie für Kinder unter 14 Jahren zugänglich ist. Vorfälle an Schulen mit solch jungen Schützen sind auch in den USA selten. Laut einer von der "New York Times" zitierten Organisation gab es seit 1970 bisher 16 Fälle mit Schützen unter zehn Jahren. Bei drei von ihnen seien Sechsjährige beteiligt gewesen, von diesen drei Vorfällen seien zwei als versehentlich registriert worden.

Die Ereignisse in Newport News unterstreichen die anhaltende Bedrohung durch Waffengewalt an Schulen in den USA. Im Mai waren bei einem Amoklauf an einer Volksschule in Uvalde im US-Staat Texas 19 Kinder und zwei Lehrer ums Leben gekommen. (APA, 26.1.2023)