Ameisen können durch höhere Temperaturen aggressiver werden. Dargestellt ist hier eine Rote Waldameise (Formica rufa).
Foto: R. Sturm / Imago / Blickwinkel

Steigende Temperaturen sind belastend, die Auswirkungen von vermehrten Hitzewellen auf die menschliche Gesundheit werden erforscht und verheißen – neben den vielen anderen Problemen der Klimakrise – eine unangenehme Zukunft. Dass die Erwärmung auch im Sozialverhalten von Ameisen Schäden anrichten kann, zeigt eine Studie der Universität Innsbruck: Ökologinnen und Ökologen beleuchteten den Zusammenhang zwischen Klimakrise und der verstärkten Aggressivität von Ameisen.

Dem Forschungsteam zufolge beeinflussten höhere Temperaturen und mehr Stickstoff im Boden das Verhalten der weitverbreiteten Ameise Tetramorium alpestre. Diese Gattung wurde für die Untersuchung an acht hochalpinen Standorten in Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz beforscht, berichtet die Gruppe im Fachjournal "Science of the Total Environment".

In der Studie wurde die Spezies Tetramorium alpestre untersucht, die in hochalpinen Gebieten lebt.
Foto: Petra Thurner, Forschungsgruppe Molekulare Ökologie

Arbeiterinnen im Zweikampf

Die Studie, die unter der Leitung des Ameisenforschers Patrick Krapf durchgeführt wurde, hat dabei Arbeiterinnen von unterschiedlichen Kolonien an einem Standort aufeinandertreffen lassen. Dort wurden Aggressionstests durchgeführt, in dreiminütigen Videos festgehalten und schließlich wissenschaftlich ausgewertet.

Die Videos lassen sich auf der Website der Universität Innsbruck betrachten. Der bei diesen Videos zu sehende Zweikampf der Arbeiterinnen, der ein Aufeinandertreffen der Ameisen-Arbeiterinnen in freier Natur simulieren sollte, machte deutlich: Die Aggressivität der Ameisen aus den wärmeren Gebieten wie Italien und Frankreich war im Vergleich zu kühleren Standorten wie etwa Österreich und der Schweiz um ein Vielfaches erhöht. Wird es hierzulande wärmer, könnte sich ähnliches Verhalten entwickeln.

Vorzüge der Ameisen

Die beobachtete höhere Aggressivität könnte sich laut Krapf auf längere Zeit gesehen negativ auf die Ameisenstaaten insgesamt auswirken: "Dass Ameisen bei der Nahrungssuche aggressives Verhalten gegenüber anderen Kolonien zeigen, ist normal. Wenn diese Kampfaktivitäten aber zunehmen, kostet das die Arbeiterinnen viel Kraft und Zeit." Dadurch könne die Anzahl der Ameisen insgesamt zurückgehen und weniger Nahrung vorhanden sein, sagt Krapf.

Ameisen seien nicht zuletzt auch wichtige Ökosystemdienstleister, weshalb aus Sicht von Krapf noch weitere Studien sinnvoll wären. Damit wäre es nämlich laut dem Ameisenforscher möglich, "die Folgen des globalen Wandels" noch besser zu verstehen.

Oft ist die Rede davon, dass Ameisen Wälder gesundhalten können: Sie schützen etwa Bäume vor manchen Insektenschädlingen und sorgen dafür, dass Abfälle verwertet werden. Nebenbei lockern sie den Boden auf, tragen dazu bei, Pflanzensamen zu verbreiten – und sind freilich auch Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Aktuellen Schätzungen zufolge dürften etwa 20 Billiarden Ameisen auf der Erde leben. (APA, red, 27.1.2023)