So bewirbt Apple das neue Macbook Pro: Kreative sollen auch unterwegs die volle Leistung erhalten.

Foto: Apple

Es war wohl eine der bemerkenswertesten Neuerungen in der Computerbranche seit langer Zeit, als Apple seinen ersten Computer mit hauseigenem Prozessor veröffentlichte. Die massive Leistung bei niedrigem Energieverbrauch machte schon die M1-Macbooks zum idealen Arbeitsgerät für Studierende, aber auch professionell arbeitende Kreative aus der Film- oder Fotografiebranche.

Am 24. Jänner hat Apple nochmals nachgelegt – und das Macbook Pro mit einem nagelneuen M2-Pro- und M2-Max-Prozessor ausgestattet. Bei gleichbleibendem Design wurde die Leistung also nochmals deutlich gesteigert. Zumindest auf dem Papier verspricht Apple eine bis zu 40 Prozent schnellere Bildverarbeitung in Photoshop als noch beim M1 Pro. Beeindruckende Daten, aber wie schlägt sich der Laptop in der Praxis, zum Beispiel beim Videoschnitt oder der Fotobearbeitung? Genau das hat DER STANDARD herauszufinden versucht.

Eines vorab: Macbook Pro ist nicht gleich Macbook Pro. Sowohl die Variante mit M2-Pro- als auch jene mit M2-Max-Prozessor können gegen Aufpreis weiter aufgerüstet werden. Während die Basisversion mit einer 10-Kern-CPU und einer 16-Kern-GPU auskommen muss, verfügt der stärkste M2 Max über einen 12-Kern-Prozessor und ganze 38 Grafikkerne. Außerdem stehen hier bis zu 96 Gigabyte gemeinsamer Arbeitsspeicher zur Verfügung. Diesen dürften allerdings nur wenige besonders leistungshungrige Kundinnen und Kunden brauchen.

Mittlere Oberklasse

Dem STANDARD stand das Mittelklassemodell des Macbooks zur Verfügung, das von einem M2 Pro mit 12 CPU- und 19 GPU-Kernen und einer 16-Kern Neural Engine angetrieben wird. Außerdem umfasst die Ausstattung 16 Gigabyte gemeinsamen Arbeitsspeicher und einen Terabyte Speicherplatz.

Wenig verwunderlich also, dass das Testgerät sich auch hervorragend für alltägliche Office-Arbeiten eignet. Dabei ist es ganz egal, wie viele Tabs man in Google-Chrome geöffnet hat, ob Microsoft Teams, Slack, Word, Outlook und vielleicht noch Lightroom gleichzeitig laufen. Das Macbook kommt zu keinem Zeitpunkt ins Stottern, ganz im Gegenteil springen nicht einmal die Lüfter an.

Der neue M2-Pro-Prozessor.
Foto: Apple

Wirklich beeindruckend ist aber eher, dass sich das selbst bei leistungshungrigeren Aufgaben nur selten verändert – egal ob die Fotobearbeitung in Lightroom und Photoshop oder der Videoschnitt in Premiere Pro. Der Laptop gibt selbst bei 4K-Projekten mit mehreren Spuren keinen Mucks von sich, während er die volle Leistung abliefert.

Selbst das Versprechen, dass man ohne Ruckler und bei voller Wiedergabequalität durch die zu bearbeitenden Videospuren scrubben (also schnell vorspulen) kann, hält in der Praxis. Zumindest bei einer Auflösung von bis zu 4K. Selbst bei Premiere-Pro-Projekten mit im Testfall sieben Videospuren war das Scrubbing und die anschließende Wiedergabe flüssig möglich.

Anders sieht es – zumindest mit der Macbook-Pro-Konfiguration, die dem STANDARD zur Verfügung stand – bei 8K-Dateien aus. Zwar kann man auch diese meist bei voller Qualität flüssig wiedergeben. Versucht man aber durch die Spur zu scrubben, um an eine ganz bestimmte Stelle der Aufnahme zu gelangen, kommt sie ins Stottern. Wer tatsächlich regelmäßig mit 8K-Dateien arbeitet, scheint also etwas tiefer in die Tasche greifen zu müssen.

Hohe Leistung, rasanter Export

Dass die neuen Apple-Computer bei der Videobearbeitung überhaupt so gut dastehen, liegt nicht nur an der hohen Leistung der verbauten Chips, sondern auch daran, dass diese über sogenannte Media Engines verfügen. Dank diesen kann das Encoding- und Decoding von Videos auf Hardwareebene durchgeführt werden. Sowohl der M2 Pro als auch der M2 Max haben eine Hardware-Beschleunigung für Videodateien im H.264-, HVEC- und ProRes-Format. Der teurere Prozessor hat sogar zwei Media Engines für das Encoding und Decoding, soll also doppelt so schnell sein.

Die Ausstattung spiegelt sich auch in den Exportgeschwindigkeiten wider. Für das Rendering eines knapp zwei Minuten langen 8K-Videos, bestehend aus 4K- und 8K-Dateien, hat Premiere Pro im Test 3:30 Minuten gebraucht. Wählt man als Exportauflösung bloß 1080p, dauert es nur noch knappe 45 Sekunden. Hierbei wurden wohlgemerkt keine Filter auf die einzelnen Clips angewandt. Legt man hingegen einen Warp-Stabilisator auf alle Clips und exportiert das Video in 4K, braucht es etwa vier Minuten. Der Lüfter ist dabei nicht zu hören. Dasselbe gilt übrigens auch für größere Mengen an Fotos. Für den Export von 69 Raw-Dateien als JPEG mit höchster Qualität hat Lightroom etwa 27 Sekunden gebraucht.

In Geekbench 5 zeigt sich eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Vorgängermodell.
Foto: Screenshot / Geekbench

Ein direkter Vergleich zum Macbook Pro mit M1 Pro ist dem STANDARD leider nicht möglich. Sieht man sich allerdings die Ergebnisse aus Benchmarking-Tests mit Geekbench 5 an, zeigt sich eine deutliche Leistungssteigerung. Das neue Macbook Pro erreichte einen Single-Core-Score von 2.640 und einen Multi-Core-Score von mehr als 14.000, während das M1-Pro-Modell laut online verfügbare Daten 1.737, bzw. 12.039 Punkte erreicht hat.

Woher die Leistungssteigerung kommt, ist leicht zu erkennen. Während der M1 Pro und M1 Max auf zehn CPU-Kerne zurückgreifen musste, gibt es den M2 Pro und M2 Max mit 12-Kern-Konfiguration. Außerdem verfügen die neuen Prozessoren über mindestens 19 GPU-Kerne. Das Maximum lag beim Vorgängermodell bei 16.

Akku für den ganzen Tag – oder doch nicht?

Apple verspricht übrigens trotz der höheren Leistung eine längere Akkulaufzeit. Bis zu 18 Stunden soll die verbaute Batterie durchhalten, zumindest beim Filmschauen über die Apple-TV-App. Surft man im Internet sollen es noch zwölf Stunden sein. Werte, die in der Praxis kaum erreicht werden dürften. Tatsächlich war es allerdings problemlos möglich, einen vollen Arbeitstag im Akkubetrieb zu überstehen. Wohlgemerkt wurden hier Programme wie Google Chrome, Word, Microsoft Teams und Outlook verwendet. Deutlich schneller wird die Batterie jedoch leer, wenn man zum Beispiel Videos in Premiere Pro bearbeitet. Hier dürfte ein regelmäßiger Griff zum Ladekabel notwendig sein.

Abgesehen davon gleicht die Ausstattung dem Vorgängermodell fast 1:1. Aber nicht ganz. Neu ist ein HDMI-2.1-Anschluss, dank dem 4K-Displays mit einer Bildwiederholrate von bis zu 240 Hz oder ein 8K-Monitor mit 60 Hz unterstützt werden. Außerdem mit an Bord ist Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.3. Ansonsten ist alles wie gehabt. Es gibt drei Thunderbolt-4-Anschlüsse (USB-C), einen SD-Kartenslot und Magsafe-Anschluss für die Aufladung mithilfe des magnetischen Kabels. Ein Kopfhöreranschluss ist ebenso mit an Bord.

Schönes Bild

Das 14,2 Zoll große Display löst mit 3.024 x 1.964 Pixeln bei 254 ppi auf. Apple nennt die verwendete Technologie Liquid Retina XDR Display. In einfacheren Worten handelt es sich um dasselbe Mini-LED-Panel, das schon im 2021er-Modell zu finden war. Schlimm ist das allerdings nicht. Dargestellte Inhalte sind scharf, das Bild ist stets farbgetreu und die maximale Helligkeit mit 1.600 Nits sehr hoch. Die Normalhelligkeit liegt bei HDR-Inhalten bei 1.000 Nits, bei SDR-Inhalten bei 500. Die oben erwähnte Ziffer ist also bloß ein Spitzenwert.

Das Macbook Pro gibt es wahlweise mit 14- oder 16-Zoll-Display.
Foto: Apple

Ansonsten ist wichtig zu erwähnen, dass das Panel den P3-Farbraum abdeckt und eine Milliarde Farben darstellen kann. Das Kontrastverhältnis beträgt 1.000.000:1. Außerdem kommt erneut Apples ProMotion-Technologie zum Einsatz. Das Panel hat also eine variable Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz, wird aber je nach angezeigtem Inhalt angepasst. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Erlebnis möglichst flüssig ist und wertvolle Akkulaufzeit gespart werden kann.

Wer sich auf externe Monitore verlassen möchte, kann sich übrigens freuen. Das Macbook Pro mit M2-Pro-Chip unterstützt bis zu zwei gleichzeitig angeschlossene Monitore. Zum Beispiel können über die Thunderbolt-Ports zwei 6K-Displays mit 60 Hz betrieben werden. Alternativ kann man einen 4K-Monitor mit 144 Hz anschließen. Oder aber man schließt gleichzeitig einen 6K-Monitor über Thunderbolt und ein 8K-Display über HDMI an. Die zusätzliche Rechenleistung des M2 Max erlaubt außerdem, bis zu vier Monitore gleichzeitig zu betreiben. Alle möglichen Konfigurationen finden sich unter diesem Link.

Solider Sound

Der Sound wird weiterhin über sechs Lautsprecher mit einem für einen Laptop außergewöhnlich guten Klang wiedergegeben. Klare Höhen und erstaunlich satte Bässe machen sowohl Filmschauen als auch Musikhören zu einem sehr angenehmen Erlebnis, mit dem nur wenige Konkurrenzprodukte mithalten können.

Auch die Webcam löst weiterhin mit 1080p auf. Das Bild ist solide, fällt aber nicht durch überdurchschnittlich gute Leistung auf. Für Videoanrufe reicht es aber allemal aus – und ist eine deutliche Steigerung gegenüber den früher eingesetzten 720p-Kameras.

Umso überzeugender ist die Bedienung des Macbook Pro. Das Schreibgefühl der Tastatur ist hervorragend, weshalb auch diese Rezension auf ihr getippt wurde. Der Tastenanschlag ist angenehm, hat einen klaren Druckpunkt, bei dem man sich stets sicher sein kann, den gewünschten Befehl auszuführen. Wie üblich findet sich am oberen Rand der Tastatur eine Reihe an Funktionstasten. Diese erlauben einem die Steuerung von Musik, Displayhelligkeit oder Lautstärke. Das Gerät kann wahlweise per Passwort oder einem in die Tastatur integrierten Fingerabdrucksensor entsperrt werden. Überzeugen kann erneut auch das Trackpad. Dieses ist riesig, präzise und stets zuverlässig.

Das Design der Laptops wurde 2021 überarbeitet.
Foto: Apple

Wie hochwertig das Gerät tatsächlich ist, merkt man schon nach dem Auspacken. Die Verarbeitung des Aluminiumgehäuses ist einwandfrei, und es wackelt oder klappert nichts. Optisch gleicht das neue Macbook dem Vorgängermodell von 2021. Damals hat der Laptop ein neues Design spendiert bekommen, mit dem sich Apple von den dicken Bildschirmrändern verabschiedet hat. Stattdessen findet man am oberen Displayrand eine sogenannte Notch, die man schon vom iPhone kennt und in der die Webcam beherbergt ist. Eine Designentscheidung, an der sich zwar die Geister scheiden, die aber den Computer als Ganzes deutlich moderner wirken lässt.

Fazit

Das neue Macbook Pro ist dank seiner hohen Leistung und Energiesparsamkeit eine hervorragende Wahl für professionell arbeitende Kreative – vor allem dann, wenn diese nicht an einen festen Standort gebunden sein wollen. Klar ist aber auch, dass der Performancesprung nicht mit jenem vom Jahr 2021 verglichen werden kann. Damals wechselte Apple von Intel-Prozessoren auf hauseigene Chips und dürfte die Branche ordentlich ins Schwitzen gebracht haben.

Der neue M2 Pro und M2 Max zeigt aber deutlich, wohin die Reise geht, und macht neugierig, wie viel Leistung wohl der zu erwartende M2-Ultra-Prozessor abliefern wird, der dann im Mac Studio und Mac Pro verbaut sein dürfte.

Wer auf der Suche nach einem neuen Laptop mit ausreichender Rechenleistung ist, kann beim neuen Macbook Pro also unbesorgt zuschlagen. Er richtet sich ganz klar an Videografen, Fotografinnen und 3D-Künstlerinnen. Entsprechend saftig ist auch der Preis. Mindestens 2.399 Euro muss man hinlegen, um die Basisversion des neuen Macbooks zu erhalten. Will man eine 12-Kern-CPU und 19 GPU-Kerne, sind es schon 2.999 Euro. Für die höchstmögliche Konfiguration fallen sogar 7.379 Euro an.

Keine günstige Investition also. Wer bereits ein Macbook Pro mit M1-Pro- oder M1-Max-Prozessor besitzt, sollte sich also zweimal überlegen, ob das Upgrade wirklich notwendig ist. Die Leistungssteigerung ist zwar erkennbar, aber doch kleiner als zuvor. (Mickey Manakas, 27.1.2023)