Vor allem im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich fehlen den Unternehmen tausende Fachleute.

Foto: apa/Roland Schuller an der FH Burgenland

Inmitten des großen Fachkräftemangels, den Arbeitsminister Martin Kocher als "anhaltend" prognostiziert, war die Verblüffung groß: Das Bildungsministerium schickt den Entwicklungsplan der kommenden drei Jahre für den Fachhochschulsektor (FH) mit einem Stopp des Ausbaus in die Begutachtung.

Noch vor wenigen Jahren lautete der Plan, 40 Prozent der Studierenden im Lande in diesen 21 wirtschaftsnahen heimischen Hochschulen auszubilden. Die so lange als kleine Schwestern im Schatten der Universitäten dastehenden Fachhochschulen haben sich in den vergangenen Jahren auch ordentlich ins Zeug gelegt, um ihre Bedeutung klarzumachen: Jährlich 1.500 Kooperationen mit Unternehmen in angewandten Forschungsprojekten, über 100 Studiengänge, die dem Green Deal zugeordnet sind, ein deutliches Lobbying vonseiten der gemeinsamen Plattform Fachhochschulkonferenz.

Nicht mehr Studienplätze

Jetzt soll bei knapp 60.000 FH-Studis (das sind 18 Prozent aller Studierenden) ein Punkt gemacht werden. Und das, obwohl über die großen Probleme in der Klimawende, der Digitalisierung und im Gesundheitsbereich wegen mangelnder Fachkräfte geklagt wird und die Innovationskraft der KMUs, mit denen die Fachhochschulen regional in enger Forschungsverflechtung stehen, als Zukunftsmotor gepriesen wird.

Dass die FHs selbst auf ihren Minister Martin Polaschek seit jeher nicht besonders gut zu sprechen sind, weil er weder ein Promotionsrecht noch eine Basisfinanzierung aus Bundesmitteln für die FH-Forschung unterstützt, ist eine Sache. Ebenso lässt sich diskutieren, dass festgeschrieben werden soll, die jeweiligen Erhalter der FHs mögen in den kommenden Jahren die steigenden Kosten schultern.

Die andere Sache ist allerdings, dass Durchlässigkeit in höherer Bildung – etwa das Studieren ohne Matura an einer FH – und der Nachschub an qualifizierten Fachleuten inklusive ständiger Entwicklung wirtschaftsnaher neuer akademischer Aus- und Weiterbildungen nun angehalten werden.

Ein Spargedanke für die Budgets der kommenden Jahre ist verständlich. Ist Bildung der richtige Ansatzpunkt? Wie soll das klappen mit dem großen "Upskilling"? Für die Begutachtung – die Frist endet am 6. Februar – müssen Interessenvertretungen der Wirtschaft wohl einen großen Spagat zwischen Eigeninteressen und dem Vorschlag des Bildungsministers machen. (Karin Bauer, 26.1.2023)