Im Iran gibt es seit Monaten Proteste. Auslöser der Demonstrationen war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini.

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Teheran – Im von anhaltenden Protesten erschütterten Iran hat ein Minister zu mehr Toleranz gegenüber Frauen aufgerufen, die keine verpflichtende Kopfbedeckung tragen. "Engstirnigkeit existiert unglücklicherweise in diesem Land, aber wir können nicht länger hart zu den Menschen sein", zitierten am Donnerstag die Nachrichtenagentur Isna und mehrere Zeitungen den iranischen Minister für Tourismus und Kulturerbe, Ezzatollah Zarghami, nach einem Regierungstreffen am Vortag.

Der Minister äußerte sich in Bezug auf die steigende Anzahl von Frauen, die ohne Kopftuch zu sehen sind. "Um den Tourismus zu entwickeln und das soziale Leben zu verbessern, muss man Raum schaffen, die Menschen verstehen und nicht streng mit ihnen sein", führte Zarghami fort. Er rate einem Mann, der sich gegenüber einer Frau ohne Kopftuch "grob" verhalte, "seine Augen zu schließen, wenn ihn ihr Anblick erregt".

Im Iran gibt es seit Monaten Proteste. Auslöser der Demonstrationen war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini am 16. September nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung, die Frauen vor allem das Tragen einer Kopfbedeckung vorschreibt.

Zarghami schon im Oktober kritisiert

Ultrakonservative hatten Zarghami schon im Oktober harsch kritisiert, nachdem dieser Berichten zufolge die Sittenpolizei kritisiert hatte. Die Polizeieinheit, die über die Einhaltung der Kopftuchpflicht wacht, ist seit Beginn der Proteste weniger sichtbar im Land.

Allerdings signalisierten die Behörden seit Anfang des Jahres weniger Toleranz gegenüber Frauen ohne Kopftuch. Die Polizei warnte etwa, dass Frauen auch in Autos nicht von der Regelung ausgenommen seien. Vor etwas mehr als zwei Wochen wies die iranische Justiz die Behörden an, "jeden Hijab-Verstoß strikt zu bestrafen".

Nach iranischen Angaben sind hunderte Menschen im Zusammenhang mit den Protesten getötet worden, darunter auch Sicherheitskräfte. Tausende seien festgenommen worden in Verbindung mit den Demonstrationen, die von der Staatsführung in der Regel als "Unruhen" beschrieben werden. (APA, 26.1.2023)