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Richard Lugners Ballgast Jane Fonda ist eine eher ungewöhnliche Wahl.

Foto: APA / Getty / David Crotty

Jane, oh Jane. Die Nachricht, dass Baulöwe Richie Lugner Jane Fonda als Ehrengast für den diesjährigen Opernball gewinnen konnte, löste Begeisterung, aber auch milde Verwunderung aus: Muss man Lugner nun im neuen Licht sehen, gar als Aktivisten betrachten?

Denn wenn es in Hollywood einen Namen gibt, der für Aktivismus steht, dann ist es der der 1937 in New York geborenen, heute 85-jährigen Jane Fonda. Ihre Karriere als politisch Engagierte begann allerdings spät. Erst mit dreißig, kurz nachdem sie in Frankreich mit ihrem ersten Ehemann Roger Vadim Barbarella abgedreht hatte, begann sich das unglückliche Töchterchen des Filmstars Henry Fonda für Politik zu interessieren. Zum Leidwesen ihrer erstgeborenen Tochter Vanessa, die, wie Fonda selbstkritisch in ihrer Biografie My Life so Far schreibt, großteils beim Vater aufwuchs.

Die neue Jane war Feuer und Flamme, Goldhaar, Wonderbra und die Familie in Paris ließ sie hinter sich, um in den USA zu einer der bekanntesten Bürgerrechtlerinnen der 1970er zu werden: gegen den Vietnamkrieg, gegen Nixon und damit gegen eine republikanische Partei, die zusehends begann, in politische Extreme zu schlittern.

Massentauglich emanzipatorisch

1971 drehte sie ihren besten Film, Klute, wofür sie den ersten von zwei Oscars gewann. Nachdem sie aufgrund von Fotos, die sie in einem Bomber der Nordvietnamesen zeigten, in ihrer Heimat als "Hanoi Jane" zur Zielscheibe patriotischen Hasses geworden war, erfand sich Fonda abermals neu: mit massentauglichen Filmen, die implizit emanzipatorisch waren. Der bekannteste ist Nine to Five mit Dolly Parton und Lily Tomlin. Tomlin ist noch 50 Jahre später ihre Partnerin in der Netflix-Serie Grace & Frankie.

Fondas Kunst besteht darin, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne dabei ihr politisches und soziales Engagement aufzugeben. Selbst ihre Aerobicvideos hatten einst den Zweck, eine sozialdemokratische Bewegung zu finanzieren. Und sie dienten der Selbstheilung, denn Fonda litt jahrzehntelang unter Bulimie.

Frei von Kritik war Fonda freilich nie: Sei es als Nepo-Baby, als Hanoi und Aerobic-Jane oder als Philanthropen-Ehefrau des CNN-Gründers Ted Turner. Der war auch ihr letzter von drei Ehemännern. Zu oft hatte sie sich durch ihre Beziehungen definiert. Seit ihrem Sechziger ist die dreifache Mutter solo unterwegs und verfolgt unbeirrt ihre Mission: (Klima-)Aktivismus trifft auf engagierte, leicht verdauliche Filme. (Valerie Dirk, 26.1.2023)