Nach vielen Jahren des Ehelebens muss man findig werden, um für einen frischen Kick zu sorgen. Da bot sich das vergangene Wochenende an – weil es schneite. Ich war einer der ersten Kunden im Baumarkt. Und als ich mit der neuen Schneeschaufel wieder daheim war, rekelte sich meine Frau noch im Bett.
Bevor sie ihren ersten Kaffee hatte, steckte ich sie in die dicke Jacke, stellte sie in die Moonboots, schob sie raus auf den Gehsteig und drückte ihr die neue Schaufel in die Hand – ich nahm die alte aus Alu.
Sie verstand meinen Anflug von Romantik im ersten Moment falsch, raunte was von kalt, nass und dass es wirklich nicht nötig sei, dass wir alles gemeinsam machen müssen. Bevor sie fuchsteufelswild wurde, stellte ich mich mit meiner Schaufel neben sie und hob an, den Schnee wegzuschieben. "Lass uns was Neues in Sachen Erotik ausprobieren und gemeinsam paarschippen."
Der Nachbar brüllte
Ich hab jetzt einen blauen Fleck am Schienbein, einen Dippel auf der Wange und einen Kratzer auf der Nase. Das Schienbein stoppte den Flug der neuen Schneeschaufel, als meine Frau die Szenerie verließ.
Während ich den Gehsteig allein säuberte, kam der Salzstreuwagen des Straßendienstes vorbei und schoss mir einen Salzstein auf die Wange. Ich versuchte nicht zu brüllen. Das machte wenige Minuten später mein Nachbar. "Was machst da mit deiner depperten Schaufel?", fragte er. Er hat eine neue Schneefräse und ich ihm gerade den Einsatz verhunzt.
Als ich zurück ins Haus kam, lag meine Frau wieder im Bett. Kein Kaffee-, nur ein bisserl Schwefelgeruch. Ah ja, den Kratzer auf der Nase hab ich von der Katze, die mich so auf ihre noch leere Futterschüssel hinwies. (Guido Gluschitsch, 27.1.2023)