Eines der Artefakte aus einem Grab, das über 4.300 Jahre versiegelt war.
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Zum dritten Mal diese Woche wecken archäologische Funde das Interesse professioneller Ägyptologinnen und Ägyptologen – und jener, die sich in ihrer Freizeit gern mit Pyramiden und Mumien befassen. Nach der Entdeckung einer bedeutsamen Stadt aus der Römerzeit und der Veröffentlichung einer CT-Analyse, die eine reich bestückte Bubenmumie zeigt, folgten am Donnerstag Neuigkeiten aus der antiken Totenstadt Sakkara.

Präsentiert wurden mehr als 4.000 Jahre alte Funde, genauer: eine goldverzierte Mumie und vier Gräber, darunter das eines "geheimen Wächters" des altägyptischen Königs. Das teilte der frühere ägyptische Altertumsminister Zahi Hawass – der "Indiana Jones der Ägyptologie" – Journalistinnen und Journalisten mit.

Zahi Hawass stellte die Funde seines Forschungsteams in Sakkara vor.
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"Geheimer Wächter"

Die Funde stammen demnach aus den Jahren 2.500 bis 2.100 vor Christus und wurden der fünften und sechsten Pharaonendynastie zugeordnet. Das größte der vier Gräber wurde für einen Priester und Aufseher namens Chnumddschedef errichtet, wie Hawass ausführte. Es ist mit Szenen des damaligen alltäglichen Lebens dekoriert und wurde im Pyramidenkomplex von Unas entdeckt. Unas war der letzte König der fünften Dynastie, der vor etwa 4.300 Jahren herrschte.

Eine gefundene Pharaonenstatue.
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Ein anderes Grab gehörte Meri, der laut Hawass dem Pharao als "geheimer Wächter" diente. Dabei handelte es sich um einen Priestertitel, den ein ranghoher Palastbediensteter trug und der ihm das Recht gab, bestimmte religiöse Rituale vorzunehmen.

Der Zugang zu einem der Gräber – eher unbequem für hochgewachsene Menschen.
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Priester Messi

Das dritte Grab wurde laut Hawass für einen Priester namens Messi in der Pyramidenanlage von Pharao Pepi I. errichtet, und das vierte gehörte einem Richter und Schreiber namens Fetek. Der Vorsitzende von Ägyptens Oberstem Rat für Altertümer, Mostafa Wasiri, sagte, Feteks Grab habe die "größten Statuen" enthalten, die jemals in dem Gebiet entdeckt worden seien.

Ein Blick in eine der Grabkammern.
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Die Nekropole von Sakkara ist eine riesige Totenstadt auf dem Gebiet von Ägyptens früherer Hauptstadt Memphis. Zu dem Unesco-Weltkulturerbe gehören mehr als ein Dutzend Pyramiden sowie alte Klöster der christlichen Kopten.

Bei der Pressekonferenz wurden einige Fundstücke wie dieses Artefakt gezeigt.
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Gut erhaltene Mumie

Die Mumie, deren Entdeckung nun bekanntgegeben wurde, wurde laut Hawass in einem Sarkophag aus Kalkstein gefunden. Der Sarg habe sich in einem 15 Meter tiefen Graben befunden und sei verschlossen gewesen, "so wie ihn die alten Ägypter vor 4.300 Jahren hinterlassen hatten".

Die neuen Funde liefern mitunter Lesestoff zur Hieroglyphenentzifferung.
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Bei der mit Blattgold geschmückten Mumie handelt es sich um die sterblichen Überreste eines Mannes namens Hekaschepes. Hawass betonte, es handle sich um eine der besterhaltenen Mumien eines Toten, der nicht zum Königsgeschlecht gehört habe, die je in Ägypten gefunden worden seien.

Auch diese Statue befand sich unter den gezeigten Funden.
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Land in der Krise

Ägypten hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl archäologischer Funde präsentiert. Kritiker warnen, dass es dabei mehr um mediale Aufmerksamkeit als um fundierte Forschung gehe.

Tatsächlich will das in einer Wirtschaftskrise steckende Ägypten mit seinen archäologischen Schätzen nach jahrelanger politischer Instabilität und der Corona-Pandemie den für das Land so wichtigen Tourismus ankurbeln. Bis 2028 soll die Marke von 30 Millionen Touristen pro Jahr erreicht werden. Das sind 13 Millionen pro Jahr mehr als vor der Covid-19-Pandemie. (APA, red, 27.1.2023)