Drohnen – und ihre Abwehr – werden in der Zukunft immer wichtiger für die Landesverteidigung.

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Wien – Nein, die Corona-Pandemie ist "noch immer nicht überwunden", und der Krieg "in der unmittelbaren Nachbarschaft Österreichs" auch nicht. Und die Herausforderungen für Österreichs Sicherheit enden nicht beim Militärischen. Darauf geht der am Freitag vorgestellte Bericht "Risikobild 2023 – Krieg um Europa" durchaus ein: In einem eigenen Beitrag analysiert etwa Martin Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie, welche gesellschaftlichen Risiken durch mangelndes Vertrauen in die soziale Sicherheit entstehen.

Terrorgefahr im Wandel

Und Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am King's College London, vermittelt zwar die gute Nachricht, dass die Bedrohung durch den Jihadismus zurückgegangen ist. "Die schlechte Nachricht ist, dass sich – besonders im Zuge der Pandemie – eine diffuse Mischung aus verschiedenen Akteuren gebildet hat, die gegen den Staat und seine Institutionen gerichtet ist und zunehmend sogenannte Widerstandsnarrative propagiert. Hinzu kommt eine politische und ökonomische Situation, die von großer, zum Teil existenzieller Unsicherheit geprägt ist und damit die Ansprechbarkeit für die Narrative der sogenannten Staatsverweigerer potenziell erhöht."

Im Kern geht es aber doch um das Militärische – schließlich wird der 262 Seiten starke Bericht vom Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) herausgegeben. Auch da ist der Zugang sehr umfassend, beleuchtet wird das gesamte Umfeld Europas: "Die Tatsache, dass Russland ab Herbst 2022 iranische Drohnen für Angriffe auf die Ukraine einsetzt, ist eine besorgniserregende Entwicklung für Israel", heißt es da – während gleichzeitig eine mögliche sicherheitspolitische Kooperation mit Israel analysiert wird, da Österreich am Erwerb der israelischen Raketenabwehr- und Drohnentechnologie interessiert ist.

Drohnen und ihre Abwehr

"Da Drohnen zunehmend das moderne Gefechtsfeld prägen, ist hinsichtlich der Weiterentwicklung ein Wettlauf entbrannt, der von Staaten wie den USA, China oder der Türkei angeführt wird. Für das Österreichische Bundesheer bedarf es einer exakten Systemkonfiguration, um einen Fähigkeitenzuwachs sowie Kompatibilität im Einsatz erreichen zu können – dafür ist Kooperation mit internationalen Partnern unerlässlich", schreibt der Bundesheer-Oberst Markus Reisner.

Weitere Herausforderungen werden im Cyberraum gesehen: "Hybride Formen der Konfliktaustragung werden zunehmend unter Nutzung des Cyber- und Informationsraums und des elektromagnetischen Spektrums erfolgen. Die Gesellschaft oder öffentliche Verwaltung, die Wirtschaft, das Bankenwesen oder aber auch militärische Einsätze funktionierten nur, wenn die Vernetzung der jeweiligen Teilsysteme funktioniert. ... Kein militärischer Einsatz wird ohne Cyberkräfte und Informationskräfte durchführbar sein", heißt es da.

Schließlich geht es auch um wirtschaftliche und geistige Landesverteidigung: "Emotionen können kostengünstig manipuliert werden – implizit und explizit. Strategische Vorausschau als Mittel gegen Angst muss ebenfalls repetitiv und performativ eingesetzt werden." (Conrad Seidl, 27.1.2023)