Clarissa Bevilacqua zog mit delikaten Strichen ebenso zarte wie delikate Töne auf ihrer Cremoneser Geige.

Foto: Wolfgang Lienbacher

Salzburg – Das Einpeitschtalent von Rolando Villazón, Mozartwochen-Intendant und Entertainer, und eine kraftvoll federnd musizierte Haffner-Symphonie KV 385 bescherten dem Eröffnungskonzert der Mozartwoche zum guten Schluss gehörig tosenden Applaus und begeisterten Jubel.

Da waren also zu hören: ein Allegro con spirito, das auch wirklich Geistesfunken zündet mit präzise trällernden Trillern und tunlichst überraschender Gestaltung der Tempowechsel. Ein zunächst ein wenig unrund daherkommendes Andante, das sich mit den edlen Holzbläsereinwürfen zur Grazie rundet. Ein munter daherstampfendes Menuett und ein raketengleich startendes Presto-Finale. Was man vom Mozarteumorchester unter einem Ivor Bolton erwartet. Aber auch nicht mehr.

Der Intendant berichtete auch, dass der Bariton Rafael Fingerlos, wiewohl verkühlt, seinen Auftritt nicht habe absagen wollen. Über die beschwörend brabbelnde Arie des Colas aus Bastien und Bastienne KV 50, "Diggi daggi, schnurri murri, horum harum, lirum larum ...", fegten Dirigent und Orchester ebenso lautstark hinweg wie über die Arie des Allazim Nur mutig, mein Herze, versuche dein Glück aus dem Opernfragment Zaide KV 344. Auch nicht indisponiert hätte ein Sänger da wenig Gestaltungsraum und Chance auf Gehörtwerden gehabt.

Ruhendes Herzstück

Wahrlich auf Händen getragen wurde Rafael Fingerlos dann in der "späten" Arie für Bass und Orchester Io ti lascio, oh cara, addio KV 621a. Eine Petitesse im Pianissimo, in der das unvergleichliche Timbre des Baritons und die perfekte Selbstverständlichkeit seines Lagenausgleichs hörbar wurden. Leider ein viel zu kurzes Werk, ein ruhendes Herzstück in der ganzen Turbulenz. Der instrumentale "Hit", nicht nur in diesem kleinen Opernblock, war die Ouvertüre aus La clemenza di Tito.

Im ersten Teil des Abends zog Clarissa Bevilacqua mit zarten, aber delikaten Strichen ebenso zarte wie delikate Töne auf ihrer Cremoneser Geige: Sie erfreute u. a. mit dem Adagio E-Dur für Violine und Orchester KV 261, heiter und ungeniert wie eine Lebensäußerung gut abgefüllter Bürger, die durch das winterliche Salzburg wanken. (klaba), 27.1.2023)