Die jüngste Gewalt konzentriert sich auf den Raum Stockholm.

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Stockholm – Im Kampf gegen die eskalierende Bandenkriminalität in Schweden haben die Behörden des skandinavischen Landes mehrere Verdächtige festgenommen und auch Waffen und Drogen sichergestellt. Wie die schwedische Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, wurden bei einem großen Polizeieinsatz in Sundsvall knapp 400 Kilometer nördlich von Stockholm am Donnerstag sieben Verdächtige verhaftet.

Ihnen werden unter anderem die Vorbereitung von Mord sowie schwere Waffen- und Drogenverbrechen vorgeworfen, wie Staatsanwältin Karin Everitt erklärte. Auch in Stockholm gab es eine Reihe von Festnahmen.

Drogenmacht in Sundsvall

"Wir haben mit diesem erfolgreichen Einsatz mehrere schwere Gewaltverbrechen verhindern können. Unter anderem einen Mord und eine Anzahl an Sprengungen", erklärte Everitt über den Einsatz in Sundsvall. Unter den Festgenommenen seien auch zwei Minderjährige im Alter von 17 Jahren, sagte sie später auf einer Pressekonferenz. Bei dem Einsatz wurden demnach auch Waffen und große Mengen Drogen beschlagnahmt. Mutmaßliche Bomben seien ebenfalls gefunden worden.

Schweden kämpft seit einigen Jahren mit einer um sich greifenden Bandenkriminalität. Seit Weihnachten hat das EU-Land nun abermals eine Gewaltwelle erlebt, bei der fast täglich Schüsse fallen und Sprengsätze in Eingangsbereichen von Wohnhäusern explodieren. Gleich mehrere Gangs liefern sich Konflikte miteinander, unter anderem um den Drogenmarkt in Sundsvall, wie mehrere schwedische Medien zuletzt berichtet hatten. Die Polizei wollte diesen Kampf um die Hoheit im Drogengeschäft der Stadt auf der Pressekonferenz nicht bestätigen, sprach aber davon, dass sich kriminelle Netzwerke landesweit bewegten.

Mehrere Konflikte parallel

Ein Großteil der jüngsten Gewalt konzentriert sich derzeit auf den Raum Stockholm. Auch dort meldete die Polizei am Freitag Festnahmen: Insgesamt 16 Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden an unterschiedlichen Orten in der Region gefasst worden – darunter mehrere Minderjährige. Viele von ihnen könnten ebenso mit der jüngsten Gewalt in Verbindung gebracht werden. Den Festgenommenen werden demnach Mord, Mordvorbereitung, allgemeingefährliche Verwüstung sowie schwere Waffen- und Drogendelikte vorgeworfen.

Mindestens drei Gangkonflikte sollen sich derzeit parallel in der schwedischen Hauptstadt abspielen. "Das Konfliktniveau im kriminellen Milieu ist hoch, und es wird umfassend daran gearbeitet, diese Entwicklung zu brechen", erklärte die Polizei, die jüngst Verstärkung aus anderen Landesteilen erhalten hatte, um der Lage Herr werden zu können.

Ein Ende der Gewaltwelle ist noch nicht in Sicht. Erst in der Nacht auf Freitag kam es zu einer erneuten Explosion im Eingangsbereich eines Mehrfamilienhauses im Stockholmer Stadtteil Akalla. Anfang des Jahres gab es eine Explosion in einem Haus in Bagarmossen im Westen der Hauptstadt. Verletzt wurde dabei niemand, es entstanden aber Sachschäden. Anderswo im Land – diesmal in Jönköping und Linköping – fielen in der Nacht Schüsse. Auch dabei gab es nach Polizeiangaben keine Verletzten. (APA, red, 27.1.2023)