Sportstadtrat Hacker stellt eine neuerliche Sanierung und Attraktivierung des Happel-Stadions in Aussicht. Aktuell werde die Substanz des Happel-Ovals umfassend überprüft.

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Seit Jahren wünscht sich der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) ein neues, modernes Nationalstadion statt des ordentlich in die Jahre gekommenen Ernst-Happel-Ovals. Eine Arena, in der auch wieder Endspiele großer europäischer Fußballbewerbe ausgetragen werden könnten. Zuletzt machte auch die Fußball-EM 2021, die in elf Städten ausgetragen wurde, einen großen Bogen um Wien. Eine deutliche Absage für einen Neubau kommt nun aber von Wiens Sportstadtrat Peter Hacker. "Für die Nationalmannschaft baue ich sicher kein Stadion um eine halbe Milliarde Euro. Das ist ganz einfach", sagte Hacker im Interview mit dem STANDARD.

Der SPÖ-Politiker verwies auf die Wirtschaftlichkeit: Um ein neues Nationalstadion zu finanzieren und zu betreiben, brauche es andere Nutzungen abseits von Fußball, um eine entsprechende Auslastung zu erreichen. Nur mit einer Handvoll Spielen der Nationalmannschaft im Jahr ist das in Wien nicht gewährleistet: Im Vorjahr trug der ÖFB nach Angaben des Wiener Sportressorts nur zehn Prozent zu den Einnahmen des Happel-Stadions bei: Dabei wurden 2022 gleich fünf Heimspiele hier ausgetragen – gegen gar nicht so unattraktive Gegner wie Italien, Frankreich, Kroatien, Dänemark und Schottland. Gegen Kroatien und Frankreich kamen jeweils rund 45.000 Fans.

Die zahlreichen Konzerte im Happel-Oval machten hingegen 80 Prozent der Einnahmen aus. Einige Musikgroßveranstaltungen sind auch heuer wieder im Prater geplant, darunter die Red Hot Chili Peppers, Bruce Springsteen, Pink oder Harry Styles. "Das Stadion war nie nur eine Fußballsportstätte und wird das auch nicht sein", sagte Hacker. "Das ist eine Veranstaltungsstätte, wo auch Fußball gespielt wird. Aber ich finde es richtig und wichtig, dass da auch große Konzerte stattfinden."

Im Vorjahr waren unter anderem die Rolling Stones zu Gast im Happel-Stadion. Mehr als 50.000 Besucherinnen und Besucher kamen.
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Happel-Stadion ist unter Denkmalschutz

Die Hacker-Aussagen dürften mittelfristig das Ende der jahrelangen Debatte um den Neubau eines Nationalstadions bedeuten. Auch ein großflächiger Umbau des denkmalgeschützten Praterstadions, das im Jahr 1931 eröffnet wurde, ist kein Thema. Man könne "natürlich eine Denkmalschutz-Sinnhaftigkeitsdebatte führen", sagte Hacker. "Das mache ich aber sicher nicht. Faktum ist: Es ist denkmalgeschützt."

Hacker begrüße es, dass die Nationalmannschaft nicht nur in Wien spiele, "sondern auch am Wörthersee, in Salzburg oder bald auch in Linz". Das ÖFB-Team spielt zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan (24. März) und Estland (27. März) jeweils in der neuen Linzer Raiffeisen-Arena.

Weitere Sanierung steht bevor

Der Sportstadtrat stellt aber eine neuerliche Sanierung und Attraktivierung des Happel-Stadions in Aussicht. Aktuell werde die Substanz des Happel-Ovals umfassend überprüft – und zwar laut Hacker mit der dahinterstehenden Fragestellung, ob das Stadion die nächsten Jahrzehnte hält. "Wenn die Antwort 'Ja' lautet – und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass das so sein wird –, können wir uns vorstellen, ins Stadion zu investieren." Und falls die Antwort 'Nein' lautet? "Dann hätten wir ein Problem – und müssten uns mit dem Problem konfrontieren."

Wiens Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
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Eine Gelegenheit zu einem Stadionneubau wurde in Wien im Rahmen der Heim-Euro 2008 verpasst: Da wurde stattdessen das Happel-Stadion um rund 37 Millionen Euro umfassend saniert, die Kosten teilten sich Bund und Stadt. Zuletzt meinte vor fünf Jahren der damalige Sportminister und Vizekanzler Heinz-Christian Strache: "Das Happel-Stadion gehört niedergerissen."

Rangnick für Länderspiele im Allianz-Stadion von Rapid

Auch Österreichs aktueller Teamchef Ralf Rangnick zeigt sich nicht gerade angetan vom Happel-Stadion – und verwies auf den Abstand der Fans durch die Leichtathletiklaufbahn, was Einfluss auf die Stimmung habe. "Wenn man im letzten Rang sitzt, braucht man ein Fernglas, um das Spiel zu verfolgen. Deswegen ist das Ernst-Happel-Stadion aus meiner Sicht nicht wirklich geeignet", sagte Rangnick bei einer Veranstaltung am Mittwoch laut dem Sport-Blog "90minuten.at".

Er sprach sich für Länderspiele im Allianz-Stadion von Rapid Wien aus. Bei internationalen Partien beträgt hier die Kapazität 24.000 Besucher – also fast genau die Hälfte des Happel-Stadions.

Rapid hatte einem ähnlichen Ansinnen des ÖFB in der Vergangenheit bereits eine Absage erteilt, auch diesmal zeigt sich der Verein zurückhaltend. Geschäftsführer Steffen Hofmann verwies auf interne Gespräche – aber auch darauf, dass laut einer Vereinbarung mit Anrainern keine zusätzlichen Veranstaltungen stattfinden sollen. Sportstadtrat Hacker wollte den Vorstoß von Rangnick im Hinblick auf ÖFB-Spiele in der Allianz-Arena auf STANDARD-Anfrage nicht kommentieren. (David Krutzler, 3.2.2023)