Zuletzt hat es wieder einige bekannte Aushängeschilder erwischt: In Wien musste die kleine, feine Wiener Restaurantkette Habibi & Hawara Insolvenz anmelden. In Ottakring traf es mit dem Café Ritter eine Institution – erneut. Schon ein Jahr davor hat ein Sanierungsplan den Fortbestand des Traditionscafés gesichert. Auch dieses Mal soll es weitergehen. Wenn die Gläubiger mitspielen. Gegenüber der Bezirkszeitung sagt Betreiberin Martina Postl: "Das Ritter geht wie die Hölle."

Altlasten bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und beim Finanzamt hätten zur Insolvenz geführt, und sie habe sehr lange auf die Covid-Hilfen gewartet, gab Postl da zu Protokoll. Auch Habibi & Hawara gibt es weiterhin – wenn auch kleinere Brötchen gebacken werden. In Oberösterreich verabschiedeten sich ebenfalls einige Betriebe öffentlichkeitswirksam. "Wir sperren zu", vermeldete etwa der Wirt z’Moarhof in Eberschwang. Das Gasthaus ist im Innviertel wohlbekannt. Auch dieser Betrieb kämpfte an verschiedenen Fronten. Gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten erklärte die Wirtin Ursula Pillichshammer, dass auch ein Personalmangel für die Schließung ausschlaggebend sei.

Die hohen Preise halten viele Menschen nicht vom Ausgehen ab. Viele Cafés und Restaurants sind bestens besucht.
Foto: Heribert Corn

Das endgültige Aus konnte in letzter Minute abgewendet werden. Sie habe sich innerhalb kürzester Zeit entschlossen, den Betrieb zu übernehmen, vermeldet die neue Betreiberin Viktoria Kovacs auf der Homepage. Die Familie wolle für die Eberschwanger und Eberschwangerinnen das Wirtshaus führen, indem man "österreichische und ungarische Geselligkeit und Gastronomiekultur" vereine. Kein Personalmangel? "Nein", sagt Kovacs, dazu am Telefon befragt. Sie mache das jetzt mit den Familienmitgliedern. Es laufe gut.

Doch wie geht es nun den Gastronomen und Gastronominnen? Branchenvertreter lassen keinen Termin aus, um darauf zu verweisen, wie sehr die Branche angesichts des drängenden Personalmangels und gestiegener Kosten und Preise in der Bredouille stecke. Und machen nicht tatsächlich der Wirt im Dorf und das Café um die Ecke für immer zu? Doch lässt sich das oft beschworene Wirtesterben an den Zahlen ablesen?

Mehr Betriebe in Wien

Nein. Die Statistiken sprechen eine andere Sprache. In Wien ist die Zahl der Gastronomiebetriebe seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sogar gestiegen – von 5908 auf 6205. Österreichweit blieb sie vergleichsweise stabil. Wohl auch dank der großzügigen Corona-Hilfen. 41.236 Betriebe gab es 2019 in ganz Österreich, Ende 2022 waren es gut eine Handvoll weniger. Auch wer zehn Jahre zurückblickt, findet zumindest bei der Anzahl der Betriebe keinen dramatischen Bruch. Auf 42.900 belief sich ihre Zahl Ende 2012.

Auch ein Blick auf die Insolvenzstatistik zeigt: Die Zahl der Pleiten liegt mit 559 im Jahr 2022 immer noch unter jener des Jahres 2019. Auch aus diversen Gründen zugesperrt haben nicht mehr Betriebe als in all den Jahren davor, sagt Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband KSV 1870.

Nicht alles ist beim Alten geblieben. Die Zahl der Gasthäuser ist geschrumpft.
Foto: APA/Helmut Fohringer

Energiepreise, Personalmangel, explodierende Kosten haben nach dem staatlich beförderten Stillstand des Insolvenzgeschehens erst im Vorjahr ihre Spuren hinterlassen. Von den 4.775 Insolvenzen fielen knapp 600 auf Gastronomie und Tourismus. Zum Vergleich: 900 Handelsunternehmen schlitterten in die Insolvenz.

Eines zeigt der genauere Blick aber auch: Nicht alles ist beim Alten geblieben. Gab es 2012 noch 7.316 Gasthäuser, sind es jetzt noch 5.364. Dort, wo es besonders viele gab, in Niederösterreich, Oberösterreich oder in der Steiermark, ist ihre Zahl deutlich geschrumpft. Dafür gibt es jetzt mehr Restaurants. 2012 waren es 5.926 an der Zahl, Ende 2022 dann 7.532. Es gibt auch weniger Café-Konditorei. Mehr als verdoppelt hat sich hingegen die Zahl der Lieferküchen von 708 im Jahr 2012 auf gut 1.500. Sie betreiben Catering und Partyservice. Die Party für die Gastronomie ist also nicht vorbei, sie läuft zuweilen nur anders ab. (Regina Bruckner, 29.1.2023)