Patricia Neumann studierte an der WU und begann ihre Karriere bei IBM, ihren Hang zu Technologie betont sie gerne in Interviews.

Foto: Pepo Schuster, austrofocus.at

Sie wird einen guten Draht zur Politik brauchen. Ebenso zur Gesundheitsbranche, zu Energieversorgern und zur ÖBB. Auf Patricia Neumann wartet eine große Aufgabe: Sie steht laut übereinstimmenden Medienberichten kurz davor, den Chefposten bei Siemens Österreich zu übernehmen. Die finale Entscheidung über die Nachfolge von Wolfgang Hesoun, der im Februar 63 wird und damit das Alterslimit des Konzerns erreicht, soll demnach kommende Woche fallen.

In der Technologiebranche hat sich die 51-jährige Neumann in der Vergangenheit durchaus einen Namen gemacht. Von 2017 bis Herbst 2021 leitete sie die Österreich-Tochter von IBM und stieg danach zur Leiterin von "Data, AI & Automation Sales" bei IBM für Europa, Afrika und den Mittleren Osten auf. Aktuell sitzt sie – zumindest noch – im Aufsichtsrat von IBM Österreich, mit einem Job bei Siemens wäre dieser Posten wohl nicht vereinbar.

Managementaufgaben mit 29

An der Wirtschaftsuniversität Wien hat Neumann einen Master in Business Administration abgeschlossen und heuerte danach, im Jahr 1995, bei der Österreich-Tochter des IT-Konzerns an. Bereits mit 29 wurden ihr dort erste Managementaufgaben übertragen, zudem verbrachte sie zahlreiche Jahre im Ausland. Unter anderem führte sie ihr Weg nach London, Mailand und Stuttgart.

Allzu viel Privates gibt Neumann über sich nicht preis. Sie ist verheiratet, zweifache Mutter und versucht, so oft es geht, gemeinsam mit ihrer Familie zu frühstücken. Viele Frauen in solchen Positionen gibt es in Österreich nicht: Allerdings wäre sie bei Siemens Österreich bereits die zweite Chefin – nach Brigitte Ederer, die später sogar in den Vorstand der Münchner Konzernmutter aufrückte.

Hang zu Digitalisierung

In Interviews betont Neumann stets ihren Hang zu Technologie und Digitalisierung. Das lebt sie als Präsidentin der Interessenvertretung Internetoffensive Österreich aus. Digitale Themen werden sie auch in ihrem neuen Job begleiten. Siemens’ Hauptgeschäft in Österreich besteht allerdings aus dem Verkauf handfester Güter: medizintechnische Geräte, Transformatoren und Züge.

Die einst so mächtige Position in der österreichischen Industrie könnte mit Hesouns Abgang an Bedeutung verlieren. Berichtet wird von Bestrebungen der Konzernmutter in München, die hiesige Aktiengesellschaft in eine GmbH umzuwandeln. Dann wird es für die Zentrale etwas leichter, in Wien hineinzuregieren. (Andreas Danzer, 27.1.2023)